Thimon von Berlepsch: Der Name wird zum Zauberspruch

Fliegende Tische, Prophezeiungen, wandernde Karten: Zauberei, die ungeheuer faszinierend ist, aber auch recht unheimlich im althergebrachten Sinne, unheimelig, außerhalb der Wohlfühlzone des Vertrauten und Erklärbaren. In diesen Randbereich führt nun Thimon von Berlepsch, der im Pantheon mit einer Mischung aus Illusion, Mentalmagie und Hypnose seine erste Bühnenshow zelebrierte, das staunende und verblüffte Publikum, dessen Horizont durch den Abend erweitert werden soll. Ein Fingerschnipsen – und die Reise beginnt.

Zu Beginn lässt von Berlepsch es eher ruhig angehen, holt eine nach „Muggel-Kontakt“ scheinbar herausgebrannte Buchseite seines Zauberbuchs aus einem Luftballon, verwandelt einen 50-Euro-Schein erst in 100 Rupien und dann, als Belohnung für die freiwillige Geldspenderin, in 100 Euro, zieht ein Tuch durch einen Mikrofonständer und zeigt nebenher Bilder von seinen zahlreichen Reisen. Eine Diashow als Ablenkung – und um gewisse Tricks einzuleiten, die er etwa in Indien gelernt haben will.

Doch immer öfter involviert der adelige Magier das Publikum, setzt etwa seinen spitzbübischen, teilweise bewusst übertrieben wirkenden Charme ein, um mit einer jungen Frau zu flirten und ihr letztlich immerhin ihre Herz-6 auf unerklärliche Weise zu entwenden oder liest Gedanken, Wünsche, Träume, die er natürlich im Vorfeld notiert und in Umschlägen versiegelt hat. Hoch auf die Bühne mit den Gästen, raus aus dem Dunkel, hinein ins Scheinwerferlicht. „Wir müssen öfters mal unsere Komfortzone verlassen, um bewusster im Hier und Jetzt sein zu können“, sagt er. Magie als Hilfe zur Selbsthilfe also.

Tatsächlich versucht von Berlepsch, seinen Freiwilligen oder Auserwählten zu helfen, gibt psychologische Ratschläge und verteilt kleine Geschenke als Anregungen. Ein Mann erhält schon einmal ein selbst gebasteltes Tanzdiplom („wenn Sie schon eines haben, fällt es Ihnen leichter, den Kurs auch zu machen“), eine Frau einen Brief ihrer Freundin – woher der Magier diese Dinge samt der darauf geschriebenen Informationen hat und wie sie in die Umschläge kamen, bleibt dabei das Mysterium. Noch beeindruckender ist allerdings die Hypnose dreier Gäste: Hier liegt die Macht nur in den Worten und ihrer Suggestivkraft, sind Taschenspielertricks von vornherein ausgeschlossen. Atemberaubend, wie vollständig letztlich die Kontrolle von Berlepschs ist, der seine Hypnotisanden mit einem Wort oder einer Geste in Trance fallen lässt, sie daran hindert, ihre Namen auszusprechen oder ihre Gliedmaßen zu bewegen. Eine Frau bringt er gar dazu, eine 5-Cent-Münze in ihrer Hand zu verbiegen, als ob sie aus Schokolade wäre. Eine Illusion? Aber wie? Dann doch ein unerwartetes Kraftpotenzial? Erstaunlich ist das Ergebnis auf alle Fälle. Vor allem für die Akteure, denen von Berlepsch Bestärkungen mit auf den Weg gibt. „Dein Name wird zum Zauberspruch“, sagt er ihnen. Und entlässt glückliche, wenn auch etwas verwirrte Menschen aus dem Saal. Noch ein leichtes Fingerschnipsen. Und das war's. 

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