Stacie Collins: Tabledance mit Bluesharp

Stillstehen? Das kann Stacie Collins nur mit Mühe. Will sie auch nicht. Schließlich gehört es zur Show und zeugt zugleich von der enormen Energie der Frau aus Nashville, die nach ihrem Auftritt beim Crossroads-Festival im Oktober 2013 erneut auf der Bühne der Harmonie steht und rotzigen Country-Rock auf ihrer Bluesharp spielt. Der Cowboy-Hut liegt inzwischen irgendwo neben dem Schlagzeug, die langen Haare fliegen wieder und wieder – Headbanging zu Mundharmonika-Klängen, die nach Bekunden der Sängerin irgendwo zwischen „hard-core honky-tonk wail & a slam-bang rock'n'roll“ und „southern rockin', harp-howlin', twang-banging' rock'n'roll“ zu verordnen, leider aber dennoch weitgehend austauschbar sind. Selbst die Ecken und Kanten wirken wie Massenware, im Dutzend gekauft und fröhlich über die Noten gestreut. Mit Vollgas in die Vorhersagbarkeit.

Andererseits kann man Collins nicht absprechen, dass sie es versteht, das Rock-begeisterte Publikum zum Jubeln zu bringen und ein Feuerwerk der guten Laune zu verbreiten. Und zwar ohne Samthandschuhe. Ihre Musik ist ein Gegenentwurf zum blitzsauberen, streichergeschwängerten Nashville-Sound, setzt auf raue E-Gitarren, den dominanten Bass ihres Ehemanns und Ex-Cowpunkers Al Collins und auf ein (leider viel zu lautes) Schlagzeug. Eine Outlaw-Besetzung, auch wenn sie dadurch nicht unbedingt authentischer wirkt als Taylor Swift oder Carrie Underwood. Nur weniger poppig und brav. Ein Revoluzzer-Gewächs Nashvilles, das diesen Nährboden mit seinen vereinheitlichten Arrangements trotz aller musikalischen Abgrenzung nicht verlassen hat.

Und so setzt Stacie Collins eben auf ihre Art der Show, auf das leicht Verruchte, Bemüht-Laszive und Frech-Punkige. Mal trennt nur die Bluesharp ihre Lippen von denen ihres Mannes, dann wieder reibt sie sich an Gitarrist Jason Graumlich. Bei „A good man“ steigt sie für eine Tanzeinlage gar hinab ins Publikum und hinauf auf einen Tisch, während ihre Saiten-Männer sich in Soli ergießen. „Ich liebe es, Menschen nah zu sein, und ich liebe gute Umarmungen“, sagt Collins noch. Künstler zum Anfassen, das kommt an. Und so erhalten Collins und ihre Band am Ende von gut 100 Minuten erwartungsgemäß herzlichen Applaus – nur „Yippie“-Rufe und rauchende Colts fehlen. Irgendwie schade. Das hätte das Bild perfektioniert.

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