TiCorn: Eselgeklapper und Hochzeitslieder

Fröhliche, aufmunternde Schlager von Liebe und Gelassenheit bestimmen das Bild, das TiCorn in der Brotfabrik von Haiti zeichnet. Die Sängerin, in ihrer Heimat eine der beliebtesten Interpretinnen kreolischer Folksongs, setzt auf Sonnenschein, Hochzeiten und Pilgerfahrten, lässt Kolibris schwirren und Eselshufe in idyllischen „Plakatap“ über die Straßen klappern.  Klingt paradiesisch, auch wenn TiCorn extra den Unterschied zwischen der Karibik-Insel und dem polynesischen Tahiti betont. Doch schwere Zeiten spielen an diesem Abend lediglich eine untergeordnete Rolle.

Stattdessen lebensfrohe Musik mit nur einer leichten Prise Wehmut, eine Mischung aus Chansons und Traditionals, meist auf kreolisch vorgetragen, ab und zu auch mal auf englisch oder deutsch. Ihre weiche Stimme unterlegt „petite Cornelia“ mit feinem Gitarrenspiel, dazu kommen teils Flöte, teils Bass und natürlich eine prominente Percussion-Begleitung.

Daniel Holtermanns sorgt ziel- und stilsicher für das rhythmische Fundament, während Brahm Heidl mal gekonnt in die tiefen Saiten haut, sich aber auch gesanglich hervortut. Besonders die „Declarasyon“, eine Liebeserklärung in Duett-Form, begeistert. Völlig eigenständig wirken die beiden Melodielinien, die dennoch hervorragend miteinander harmonieren, die tiefe Lage Heidls und der spielerisch-blühende Sopran TiCorns. Gleiches gilt für ein Lied, das dann doch an einen dunklen Moment in Haitis jüngerer Geschichte erinnert (von der ansonsten eher wenig zu hören ist): Mit „Haiti rise up“ will TiCorn ihren Landsleuten nach dem schweren Erdbeben von 2010 wieder Mut geben, will der Verzweiflung den Kampf ansagen, fordert zum Weitermachen und zum Wiederaufbau auf.

Dabei unterstützt auch die spontan eingeladene Katy Sedna aus Wuppertal das Trio. „Um 15 Uhr habe ich sie angerufen, jetzt ist sie hier“, freut sich TiCorn. Sedna hat einen ähnlichen Hintergrund wie die haitianische Sängerin mit deutschen Wurzeln, nur das sie in Togo und Kenia aufwuchs. „Aber die Kultur Haitis kennt ja unglaublich viele Afrika-Einflüsse“, erklärt TiCorn – und so ergibt es Sinn, wenn Sedna auch mal ein „Hakuna Matata“ trällert, während Holtermanns sich freudig auf seinen Congas austobt. Alles in bester Ordnung, willkommen im Paradies. 

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