Blow Up Reunion: Auf der Suche nach dem richtigen Stil

Es gibt Bands, die fast auf Werbung verzichten können. Nicht aber auf Schützenhilfe. Dazu gehört auch die Bonner „Blow Up Reunion“: Ihr Harmonie-Konzert am vergangenen Freitag war schon seit Monaten ausverkauft, die Menge von vornherein begeistert, so dass das Quartett ausreichend motiviert einen Cover-Song nach dem nächsten zum Besten geben konnte. „Wir werden eine schöne Veranstaltung haben. Und wir werden uns auch ein bisschen Mühe geben“, versprach Gitarrist Rüdiger Funke augenzwinkernd zu Beginn des Konzerts. Was beides irgendwie zutraf. Auf dem Programm standen diverse Klassiker aus den 60er, 70er und 80er Jahren, ein wilder stilistischer Mischmasch aus Beatles, Clapton, Credence Clearwater Revival und Van Morrison, bei dem sich sowohl die Stärken als auch die Schwächen der spielfreudigen Amateure schnell offenbarten.

Am souveränsten zeigte sich die „Blow Up Reunion“ bei traditionellem Bluesrock, bei Titeln wie „Before you accuse me“ (kurzerhand Alice Schwarzer gewidmet) oder „Cocaine“. Hier konnte sich Funke in versierten Soli ergießen, konnte die charismatische, wenn auch nicht immer hundert Prozent treffsichere Stimme von Hafri Brozio überzeugen, konnten Bassist Walter Werhan und der sich zu sehr zurückhaltende Drummer Werner Schallenberg noch ein einigermaßen solides Fundament errichten. In anderen Stilarten lief es dagegen nicht ganz so gut: Mal fehlte es an der Lockerheit (wie beim Calypso-Rhythmus von „Brown Eyed Girl“), dann wieder an Druck und Drive („Hoochie coochie man“) oder an der nötigen Balance („House of the Rising Sun“ mit brachialer Gitarre und Bass im Endspurt, aber ohne entsprechende Unterstützung vom Schlagzeug). Und wie man die Ballade „Let it be“ allen Regeln des Atmosphären-Aufbaus zum Trotz ausgerechnet direkt hinter Eric Burdons legendär raues Bordell-Lied legen kann, bleibt weiterhin ein Rätsel. Vielseitigkeit mag ja schön sein – aber nicht immer gut.

Andererseits gibt es für die Band kaum Gründe, an ihrem Konzept etwas zu ändern: Das Publikum in der Harmonie feierte jeden Song enthusiastisch als Reminiszenz an vergangene Zeiten, sang fröhlich „Sha la la la lee“ und „Yeah Yeah Yeah“, bejubelte „Johnny B. Goode“ ebenso „Hey Joe“. Auch die Musiker zeigten sich von ihrem Auftritt begeistert, gaben in der zweiten Hälfte noch einmal Gas und nutzten die Zeit auf der Bühne bis zur letzten Sekunde aus. Also alles bestens. Irgendwie. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0