Vdelli: Blues mit Metallic-Lackierung

Das Publikum tobt. Mehr. Mehr. Mehr. Auch als das Saal-Licht angeht, hört der eine weitere Zugabe fordernde Applaus nicht auf. Kein Wunder: Knapp zwei Stunden lang ist die Menge in der Harmonie aufgeputscht worden, elektrifiziert von hartem, unbändigen Bluesrock mit nicht zu vernachlässigenden Metal-Einflüssen. Ach so, mag jetzt mancher sagen – kennt man ja, diese Art von Musik klingt doch eh immer gleich. Krachend, knüppelnd, undifferenziert. Doch wie das australische Power-Trio Vdelli jetzt eindrucksvoll bewies, geht es auch anders.

Zugegeben, krachen ließen Sänger und Gitarrist Michael Vdelli, Bassist Leigh Miller und Drummer Ric Whittle es durchaus. Aber wie. Mit enormer Spielfreude und einer noch größeren stilistischen Bandbreite zogen die drei musikalischen Dampfmaschinen das Publikum in ihren Bann, erinnerten mal an Sammy Hagar, öfters an AC/DC oder an ZZ Top, blieben aber selbst in ihren druckvollsten Momenten – dazu gehörten vor allem die Songs des neuen Albums „Never going back“ – dem Blues treu. In all seinen Ausprägungen: So startete „Two by two“ als klassischer Slow-Blues, für den Vdelli sogar vom Mikro wegtrat, den Strom seiner E-Gitarre kappte und die Lautstärke auf Flüsterniveau senkte, bevor er so richtig Gas gab; „Coming for me“ wurde tatsächlich zur Metal-inspirierten Knüppelorgie, bei der sich der sonst völlig abgeklärt wirkende Whittle endlich einmal verausgaben konnte; und bei „Fire and Rain“ zitierte die Band sogar, mit der ihr eigenen melodischen Untermalung, Songwriter-Ikone James Taylor. Genial!

Kein Wunder also, dass in der Harmonie der Teufel los war. Auch das Trio zeigte sich begeistert von der grandiosen Stimmung. Miller, der mit seinen Ausnahme-Slap-Soli sowohl von TM Stevens als auch von Flea (Bassist der Red Hot Chili Peppers) Anerkennung ernten dürfte, meinte mit Blick auf ihre aktuelle Tour: „Letzte Woche waren wir in London und in Frankreich – Gott sei Dank sind wir jetzt wieder in Deutschland.“ Und Frontmann Michael Vdelli, dessen virtuoses, zielgenaues und unglaublich schnelles Spiel ein ums andere Mal Freudentränen in leuchtende Altrocker-Augen zu jagen drohte, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als bei der spontan angesetzten letzten Zugabe, dem Rock-'n'-Roll-Klassiker „Johnny B. Goode“, das Publikum mit voller Wucht den Refrain mitsang. „That's perfect“, rief er. Was auch für den Auftritt von Vdelli galt. 

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