Paul Hombach: Kosmischer Herzschlag im 61/8-Takt

„Weißt du wie viel Sternlein stehen“ fragt ein altes Kinderlied. Paul Hombach kennt die Antwort. 70 Trilliarden (eine 7 mit 22 Nullen) sollen es sein, erklärt der Hobby-Astronom, der im Rahmen der Reihe „NeunMalKlug“, einem Kooperationsprojekt mit der Universität Bonn, im Haus der Springmaus auftritt. Wobei auch diese Zahl, so unvorstellbar groß sie auch ist, nur die bislang beobachteten Sterne einbezieht und daher als Antwort auf die gesungene Frage nur näherungsweise taugt. Für einen Einblick in kosmische Größenordnungen reicht sie aber allemal.

Und so erfährt das Publikum in einer „Paulschen Vermessung des Universums“ per Videoinstallation einiges über die Anzahl von Eifeltürmen, die man auf dem Weg zum Mond verbauen müsste, über Jupiter-Wirbelstürme, die die Erde locker schlucken könnten, über Sonnengrößen, kollidierende Galaxien und gigantische Netzwerke dunkler Materie, einem der neuesten Erkenntnisse der Astronomie. Ein spannender Vortrag, den Hombach ab und zu mit – leider nur teilweise lustigen – Witzen und Pointen garniert, der aber auch zum Staunen verleitet angesichts der unermesslichen Größe des Weltalls. Unbedeutend sollten wir uns dennoch nicht fühlen, sagt Hombach: „Wir mögen ja nur auf einem Krümel leben, aber es ist der schönste, den wir haben.“

So hätte der Abend ein gutes Ende nehmen können – wenn Hombach, der eigentlich als Mitglied des Springmaus-Ensembles für die Musik-Improvisation zuständig ist, nicht zwecks Aufblähung seines Programms (es gibt ja auch sonst nichts Spannendes mehr aus dem Kosmos zu berichten) in Obskures und Absurdes abdriftet. Die gesamte zweite Hälfte seines Programms „Ab ins All“ über versucht er, der kurz zuvor noch die Schönheit der Saturnringe auf der Leinwand präsentierte, sich an mathematischer Musik. Ob 600 Oster-Termine oder Venus-Transite, alles lässt sich dank Datenblättern und Sequenzern hörbar machen. So entsteht ein kosmischer Herzschlag im 61/8-Takt, dem Hombach dann mit ein bisschen Jazz nachhilft. Soll ja auch nach was klingen. An sich keine schlechte Idee, für 45 Minuten aber zu lang. Wenn auch immerhin besser als die Mainzer Büttenrede, in der Hombach mit Narrenkappe den Urknall in Verse packt. Das wäre jetzt wirklich nicht nötig gewesen. Konstruierte Heiterkeit und verklanglichte Tabellen sind eben nur bedingt geeignet, jenes Staunen aus dem ersten Teil zu duplizieren. Das gelingt dann doch eher mit einem Blick in die scheinbare (und vielleicht sogar reale) Unendlichkeit und die Wunder, die dort schweigend warten.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0