Natürlich geht es um Alkohol in allen Variantionen: Bier, Whiskey, Wein, all das hat seinen festen Platz in den Texten Charles Bukowskis. Ebenso wie Prostituierte, Obdachlose und andere Menschen auf der Schattenseite des „American Way of Life“. Die Faszination des Dunklen, Schmuddeligen in absurder, oft satirischer Überzeichnung, eingefasst in eine harte, klare Sprache: Im Pantheon-Casino war dies nun hautnah zu erleben. Maximilian Hilbrand, Frontsänger der Frank-Zappa-Coverband „The Grandsheiks“, hatte anlässlich des bald anstehenden 20. Todestags des Kult-Autors zusammen mit dem Gitarristen Thomas Wegner und dem Bassisten Reza Askari eine Mischung aus Lesung und Liederabend zusammengestellt, der dem Mythos Bukowski huldigte und einen Einblick in das Werk des in Andernach geborenen US-Amerikaners gewährte.
Bukowskis Charaktere haben den Blues: Emotional, finanziell, sexuell angeknackst, mal als Bar-Dauergäste, dann wieder als Kunden von Call-Girls oder als einsamer moderner Pygmalion suchen sie
nach Wärme und Zuneigung in einer sozial kalten Welt. Hilbrand gelang es im Casino meisterhaft, diese Figuren mit seiner sonoren Stimme zum Leben zu erwecken und sie bei aller Satire in den
Texten nicht zu karikieren, sondern sie ernst zu nehmen. Selbst eine in ihrer absurden Lüge herrlich authentische Telefonsex-Episode (in „Schlechte Nacht“) verkam bei aller Komik nicht zur
Lachnummer, sondern zur Darstellung des sehnsüchtigen Verlangens eines Mannes nach ein bisschen Nähe und Vertrautheit.
Den in deutscher Übersetzung vorgetragenen Kurzgeschichten und den eingestreuten englischen Gedichten hatte das Trio die dazu passende Musik an die Seite gestellt: Stücke von Frank Zappa (unter
anderem „Fountain of Love“ und „Ms. Pinky“) und dem bekennenden Bukowski-Fan Tom Waits („Way down in the hole“, „Yesterday is here“) rundeten den Abend ab. Wegners schnarrende, teilweise bewusst
schief klingende Gitarre und Askaris souveräner Bass harmonierten dabei gut mit Hilbrands effektvollem Gesang, ohne dabei den rohen, ungeschliffenen Charakter der Songs zu ignorieren. Allerdings
hatten die Drei, von einer Ausnahme abgesehen, auch auf zu experimentelle Titel verzichtet, auf Waits-Dampfhämmer wie auf dem Album „Swordfishtrombones“ ebenso wie auf die hochkomplexen, in
dieser Besetzung ohnehin nicht spielbaren Großkompositionen Zappas. Aber schließlich ist an diesem Abend die Musik nur Begleitung für die Texte eines exzellenten Autors, der – ähnlich wie die
beiden genannten Musiker – von seiner eigenen Kunstfigur nur sehr schwer zu trennen war. Hilbrand und Co haben es auch gar nicht erst versucht, ließen Bukowskis Worte für sich selbst sprechen –
und erwiesen dem Verstorbenen damit wahrscheinlich sogar den besten Dienst.
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