Royal Southern Brotherhood: Magie der Blues-Bruderschaft

Energiegeladen legt die Bruderschaft los, die Royal Southern Brotherhood, diese Supergroup, die nach ihrem Erfolg beim WDR Crossroads-Festival vor einem Jahr nun erneut das Publikum in der Harmonie Bonn in ihren Bann zieht. Mal ziemlich flott, dann wieder etwas ruhiger, immer aber mit dem Gespür für den Bluesrock der Südstaaten zaubern die fünf Musiker exzellente Melodien aus dem Hut, dabei sowohl Stücke vom ersten Album der Band präsentierend als auch ein paar Songs aus den Solokünstler-Zeiten. Sowohl Cyril Neville (einer der Neville Brothers) als auch Devon Allman (der Sohn von Rock- und Blueslegende Gregg Allman) und Gitarrist Mike Zito greifen zum Mikro, jeder mit zum eigenen Stil passenden Stücken.

Bei Neville kommen gerne mal funkige und karibische Elemente hinzu („Fired Up“), während die anderen beiden eher Richtung Mainstream tendieren, Zito Country-Ansätze erkennen lässt („Hurts my Heart“) und Allman Ohrwurm-Qualitäten offenbart („Left my heart in Memphis“). Dafür sind ihre Gitarrensoli umso spektakulärer, tief im Blues verwurzelt. Vor allem Zito begeistert mit stilistischer Vielfalt, lässt sein Instrument wimmern, greift mal zum Bottleneck oder jagt einfach virtuos über die Saiten.

Für das Fundament sorgen zwei schweigende, aber nicht minder großartige Musiker: Charlie Wooton lässt ganz unangestrengt der Basslinie freien Lauf, während Yonrico Scott, der schon für Derek Trucks getrommelt hat, die Percussion von Cyril Neville ergänzt und vervollständigt. Zusammen sorgen die beiden übrigens für einen der Höhepunkte des Abends: Während sich die drei Frontmänner eine kleine Pause gönnen, zelebriert Wooton mit dem Publikum ein einwandfreies „Come together“ und überlässt dann Scott das Feld, der allein auf weiter Flur Atemberaubendes mit den Toms anstellt. Kein Wunder, dass Blues-Sängerin Samantha Fish mit Freuden die beiden Rhythmus-Experten für ihr neues und umjubeltes Album „Black Wind Howlin'“ eingespannt hat.

Die charmante 24-jährige Blues-Music-Award-Gewinnerin hatte im engen, knappen Kleid und mit diversen Gitarren erfolgreich als Anheizerin für die Royal Southern Brotherhood fungiert, dabei aber natürlich auf Wooton, Scott und auch auf Zito zurückgegriffen, der sie bei einem Song unterstützte. „Fühlt sich wie schummeln an“, gestand sie. Nahm ihr aber keiner übel. Ganz im Gegenteil: Als die Bruderschaft die junge Dame gegen Ende des Konzerts auf die Bühne bittet, wird sie mit einem herzlichen, kräftigen Applaus empfangen. Dafür hält sie sich allerdings zunächst zurück, wirkt fast überfordert von der Situation und findet erst ins Spiel, als Zito ihr gewissermaßen die Tür öffnet und sie in die Solo-Parts einbezieht. Gentleman eben.

Zweieinhalb Stunden feiern die Brüder (und die neue Schwester) im Geiste ein Feuerwerk des Blues und des Rocks ab und werden dafür vom Publikum gefeiert. Zu Recht. Bleibt zu hoffen, dass die Supergroup bestehen bleibt und nicht irgendwann an künstlerischen Differenzen zerbricht. Immerhin: Als man Allman die Idee zu dieser Band unterbreitete, sagt er skeptisch, man könne doch auch nicht fünf Quarterbacks in einen Raum stecken und ihnen sagen „Spielt Football“. Bislang haben sich die musikalischen Schwergewichte dafür aber außerordentlich gut geschlagen.

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