Randy Hansen: Soli mit Fuß, Zähnen und Bierglas

Techniken in Perfektion: Hinterm Rücken, mit der Zunge oder mit einem Bierglas als Bottleneck-Ersatz entlockt Randy Hansen in der Harmonie ganz im Stile von Jimi Hendrix seiner Gitarre Töne, lässt sie jaulen, kreischen, wimmern, krachen und singen. Die Fans – eigentlich eher Jünger – im Publikum sind begeistert, feiern den Mann, der eine Rock-Ikone nicht nur imitiert, sondern beinahe verkörpert. Manche Kritiker haben in der Vergangenheit gar von einer Reinkarnation gesprochen; ein Lob, das mit Blick auf das Gitarrenspiel des US-Amerikaners durchaus seine Berechtigung hat. Nicht umsonst gilt Hansen als einer der besten Hendrix Tribute Acts weltweit, was er auch in Bonn eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Ein Hendrix-Hit folgt dem nächsten, von „Fire“ über „Foxy Lady“ bis hin zu der legendären Cover-Version von Bob Dylans „All along the Watchtower“ ist alles dabei. Und natürlich darf es auch an den dazugehörigen Soli nicht fehlen, auf die sich Hansen wie kaum ein anderer versteht. Immer wieder hetzt der Lockenkopf mit gebleckten Zähnen zwischen Bühnenrand und Mikrofon-Ständer hin und her, sich voll und ganz auf seine hervorragenden Begleiter verlassend, auf UFO Walter am Bass (unter anderem langjähriges Mitglied der Band von Marla Glen) und Manni von Bohr (ehemals Birth Control) an den Drums, die mit traumtänzerischer Sicherheit jeden Schlenker, jeden Tempowechsel, jede Variation mitmachen. Nur so sind all die solistischen Ausflüge des Ausnahme-Gitarristen möglich, der sein Instrument mal zärtlich streichelt, es dann wieder brachial malträtiert und dabei in Grenzbereiche vordringt, zu denen eben vor allem Hendrix den Weg bereitet hat. Zugleich ist Hansen immer präsent, dem Publikum zugewandt, wandert nicht alleine, sondern nimmt die extrem textsicheren Fans mit. Und bindet sie ein: Bei „Voodoo Chile“ singt er kurzerhand ein Solo im Wechsel mit der Menge, die souverän nicht nur Hansens Scat-Phrasen wiederholt, sondern hinterher gar vervollständigt. Und auch bei „Red House“ hat zunächst jemand aus dem Publikum die Chance, ein paar Bluestöne zu intonieren. Bis Hansen dann übernimmt. Ist letztlich besser so.

Zwei Stunden lang jagt Hansen voller Leidenschaft von einem Song zum anderen, spielt wie Hendrix einst in Woodstock „Star-Spangled Banner“ und setzt selbst posthum veröffentlichte Songs wie „Angel“ brillant und extravagant um. Alles, nur nicht normal, gilt als Motto des Abends. Das Konzert ist eine einzige orgiastische Show, bei der Hansen auch nicht davor zurückschreckt, sich seine Gitarre von hinten zwischen die Beine zu stecken: Ein Phallus-Ersatz, der allein durch die Musik hinreichend stimuliert wird. Und letztlich, um im Bild zu bleiben, auch das Publikum befriedigt. Wenn dieses Wort mal ausreicht. Mit ekstatischem Applaus und „Jimi“-Rufen bedanken die Fans sich für einen erfüllenden Abend, an dem der Tod überwunden schien. Das ist schon eine Meisterleistung.

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