Paul Panzer: Sehnsüchtiger Blick auf die Steinzeit

Früher war alles besser. Oder zumindest einfacher. Die Männer waren auf der Jagd, die Frauen beim Beeren- und Blümchenpflücken, und am Abend wurde gegrillt. Bis das weibliche Geschlecht auf einmal Anspruch entwickelte und alles den Bach runterging. Sagt zumindest Paul Panzer. Der Radio-Comedian mit dem grellen 70er-Jahre-Hemd und dem markanten Sprachfehler hat sich in seinem neuen Programm „Alles auf Anfang“, das er am vergangenen Freitag in der ausverkauften Beethovenhalle präsentierte, mit dem Verhältnis von Mann und Frau beschäftigt – und für dieses hinlänglich bekannte Thema letztlich nicht viel mehr gemacht als Elemente aus „Caveman“, alten Ingo-Appelt- und neuen Mario-Barth-Programmen zu vermengen und mit einer kleinen Prise Vince Ebert zu bestäuben. Der Plan geht auf, die Pointen zünden – doch irgendwie hat man das alles schon einmal gehört.

Besonders gerne greift Panzer auf die Steinzeit zurück: Während heute eine Geburt ein Riesendrama ist und das Neugeborene sogleich in eine Wiege Modell Sputnik mit darüber hängender Superspieluhr gelegt wird, haben die Frauen damals ihre Kinder im Wald während der Sammelei bekommen, es schnell rausgedrückt, unter ein Knochenmobilé gelegt und weiter gearbeitet. Ohne Babyphone, wohlgemerkt. „Das Kind wird schon von selbst merken, an welchem Ende der Klapperschlange die Rassel sitzt“, sagt Panzer. In der modernen Zeit undenkbar, werden die Kleinen doch lieber in Watte gepackt – und danach in Schutzanzüge und für die Raumfahrt geeignete Hochleistungssicherheitssitze, nur weil es mal grade im gepanzerten SUV zum nahe gelegenen Supermarkt geht. „Wir sind eine Menschheit, die immer auf Nummer sicher gehen will“, erklärt Panzer.

Das gilt auch für den Comedian selbst. Mit seinem neuen Programm bietet er keine Angriffs-, aber eben auch keine Reizfläche. Standardthemen voller Klischees (Männer in Baumärkten; Frauen auf der Esoterikmesse; die Ehe als zu fürchtende Institution, der sich selbst eingefleischte Junggesellen unterwerfen, weil ausnahmsweise einmal sie mit Glückshormonen betäubt werden) und der Panzer so eigene Zischduktus reichen ja aus, um das Publikum zu begeistern. Wenn er von Rockstars und ihren „Grupitz“ spricht (gemeint sind Groopies“) oder von mit „Enerscheißer“ vollgepumpten Jugendlichen, vom „Aztro-TV“ und von Autos als Ausrede der Männer, nicht mehr ihre „Fütze“ benutzen zu müssen, johlt der Saal – manche scheinen die Bilder, die Panzer entstehen lässt, sogar aus eigener Erfahrung zu kennen. „Ich glaube, uns Männern tut es am meisten leid, dass wir keine Affen mehr sind“, sagt der 41-Jährige einmal. Und die Frauen im Publikum nicken zustimmend.

Handwerklich macht Panzer nicht viel falsch: Ein Gag reiht sich an den nächsten, viele funktionieren selbst trotz ihrer Vorhersehbarkeit noch erstaunlich gut – zumal keiner erwartet hat, dass hier das Rad neu erfunden würde. Die Stimmung in der Beethovenhalle ist dementsprechend gut, die Besucher begeistert. Dennoch hätte ein kleiner innovativer Funke der Panzer-Mischung nicht geschadet. Irgendetwas Neues, Kreatives, Unerwartetes. Vielleicht mal die Klapperschlange umdrehen und schauen, was passiert. So ein Moment der Unsicherheit kann manchmal Wunder bewirken.

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