Le Clou: Mondscheinwhiskey und Alligatorenblut

Am Ende sitzt fast niemand mehr. Tanzen ist angesagt, Two-Steps, Jigs und Walzer, auch ein Boogie ist dabei. Die Bonner Cajun-Band Le Clou hat das Publikum von den Stühlen gerissen, ist wieder aus den wunderbar sumpfigen Tiefen ihrer Musik aufgetaucht, in die sie sich manchmal gerne zurückzieht, und sorgt jetzt einmal mehr für Stimmung. Eine Wellenbewegung, die sich durch das gesamte Konzert der Formation in der Harmonie zieht: Flotte Hillbilly- beziehungsweise Western-Swing-Stücke rahmen Balladen, in denen französische Einflüsse auf die drückende Schwere der Bayous treffen, auf Mondscheinwhiskey und Alligatorenblut, nach nasser Erde riechend, nach Schweiß und nach überbordendem Pflanzenleben.

Vor allem in diesen Songs zeigt Le Clou Klasse: Wenn Yves Gueit das Akkordeon zur Seite legt und zu seinen Flöten (oder im Falle von „Printemps Cadien“ zur Okarina) greift, die wie ein kleines Bataillon vor ihm aufgereiht sind, Johannes Epremian elegante Läufe auf der Gitarre spielt und Michel David mit seiner charismatisch-erdigen Stimme unter anderem die Wanderung der Auswanderer von Frankreich über Kanada bis nach Louisiana nachzeichnet, hört der Saal gebannt zu, wie die drei Frontmusiker zaubern. Denn das können sie hervorragend: Bei „De France en Amérique“ hört man gar die Möwen kreischen, während im Hintergrund Bassist Gero Gellert und der exzellente Drummer Ralph Schläger für das Fundament sorgen. Dabei gibt sich die Band vielseitig, erinnert in „Pierre à fusil“ fast schon an die Folk-Band Malicorne, nur um im direkt darauf folgenden „Griffon“ leichte Mariachi-Ansätze einzubringen. Und in einem Fall (vor dem damit überhaupt nicht verbundenen „Alibi“) erzählt Epremian sogar noch eine herrlich morbide Geschichte, eine moderne Moritat voller Dummheit und Tod.

Den größten Anklang findet Le Clou dennoch mit den wilderen, flotteren Stücken des Abends. Dafür sorgt schon die leidenschaftliche Darbietung des Quintetts. Beim „Mamou Two Step“ steigt Teufelsgeiger Epremian sogar kurzerhand ins Publikum und auf die Tische, lässt den Bogen über die Saiten jagen und bricht so gekonnt die bis dahin dominierende Sitzordnung auf. Diesem energetischen Spiel kann kaum jemand widerstehen. Später hat „Grasse Matinée“ einen ähnlichen Erfolg, zumal die Menge jetzt auf den Füßen bleibt, auch mal Bass und Schlagzeug zujubelt, die sich in Soli austoben dürfen (was Gellert erfreulicherweise gleich mal für einen Ausflug ins „Hotel California“ nutzt), und beim anschließenden Boogie „Le Diable“ noch einmal kollektiv abgeht. 

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