Klaus Lage: Gesungene Geschichten aus dem eigenen Leben

Er ist einer der letzten großen Geschichtenerzähler und wird doch von vielen nur für einen Party-Hit geliebt: Klaus Lage, seines Zeichens Rocker und Liedermacher gleichermaßen. In den vergangenen Jahren hat er mehr und mehr die Balance zwischen den beiden Genres gesucht und gefunden, hat Akustik-Solo-Tourneen gemacht und mit seiner Band neue Platten aufgenommen. In der Harmonie war er nun, von seinen beiden Gitarren Blondie und Blacky abgesehen, im Rahmen seiner „Zeitreise“-Tour wieder ganz allein auf der Bühne – und sorgte für einen unvergesslichen Abend.

„Auf der Bühne fühle ich mich zu Hause“, gestand der gut gelaunte Lage, der ohnehin in Erzählstimmung war. Eine Rosemarie sollte er eigentlich werden, hätten seine Eltern gedacht – doch es wurde ein Klaus, der sich gerne die Rosinen aus dem Kuchen beziehungsweise Christstollen pickte und schon als Jugendlicher ganz nach oben wollte, ins Rampenlicht. Hat er geschafft, auch wenn seine erste Single, die Lage mit einer Mischung aus Nostalgie und augenzwinkernder Scham vortrug, noch in eine andere Richtung deutete. Nach und nach präsentierte Lage so seine ganz eigene Art einer Autobiographie, in seinen wundervoll poetischen Liedern zurückblickend oder sich an ihr Entstehen erinnernd, all das mit warmer Stimme und Schalk im Auge.

Lieder hat Lage genug, ja fast schon zu viele. 35 Jahre des Musikerlebens hinterlassen ein beeindruckendes Repertoire, vom ganz ganz frühen „Job-Rock“ bis hin zu der Ballade „Das hat mit Liebe nichts zu tun“ von der 2011 erschienen CD „Der Moment“. „Mein Problem ist, welche 200 Songs lasse ich weg“, sagte er lächelnd. Doch an einigen kam er einfach nicht vorbei: Natürlich sang Lage „Monopoli“ und den Schimanski-Titel „Faust um Faust“, auch „Schweißperlen“ war mit von der Partie. Und auch das lang ersehnte „1000 und 1 Nacht“, sein berühmtester Hit, ein Pflichtsong auf beinahe jeder Party. „Ich werde oft gefragt, ob ich nicht müde werde, dieses Lied zu singen. Nein!“, sagte Lage, der es allerdings für seine Akustik-Tour neu arrangiert hat – deutlich gemächlicher, ruhiger, dadurch aber auch ungewohnter, so dass das Publikum längst nicht so enthusiastisch in den Refrain einstieg wie zu erwarten gewesen war. Das ein Jahr ältere „Mit meinen Augen“ sorgte da für eine deutlich ausgeprägtere Reaktion.

Andererseits: Man muss auch nicht immer mitmischen wollen. Lieber mal zurücklehnen, zuhören und genießen. Bei Klaus Lage kein Problem, das wünscht er sich ja sogar. Und auch wenn er sich so langsam Gedanken ums Alter macht, auf ein „Gutes Ende“ hofft – die Endstation hat er, wie er im Titelsong der Tour bekennt, „zum Glück noch lange nicht erreicht“. Da kommt noch was. Zum Beispiel eine neue CD, zu der Lage am Freitag mit „Auf dich“ einen ersten Vorgeschmack bot. Klang vielversprechend. Und deutete darauf hin, dass Lage beim nächsten Mal wieder seine Band mitbringen könnte. Auch wenn er in der Harmonie eindrucksvoll bewiesen hat, dass er die eigentlich nicht wirklich nötig hat.

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