Julian Sas: Gradliniger Bluesrock nach Schema F

Weiter wie gehabt: Große klangliche Experimente hat Julian Sas auch im dreizehnten Jahr seiner regelmäßigen Harmonie-Besuche nicht im Repertoire. Reggae-, Funk- oder Songwriter-Elemente, wie sie manche seiner Kollegen gerne nutzen, scheinen für den Niederländer tabu. Aber wieso auch nicht? Mit seinem krachend gradlinigen Bluesrock kommt er hervorragend an, die harten, vorhersagbaren Zwölftakter sind sein Markenzeichen. Und, daran lässt er in der Harmonie keinen Zweifel, dieses Genre beherrscht er meisterhaft. Routiniert jagt der 43-Jährige über die Saiten, gibt Gas, lässt seine Gitarre jaulen, kreischen, singen. Für seine Fans, die in Scharen zu dem Konzert in seinem „zweiten Wohnzimmer“ gekommen sind, ein Hochgenuss. Jeder Song wird gefeiert, während Sas mit seiner dunklen, leicht angerauten Stimme diesen kurz ansingt und sich dann in ausgiebigen, technisch exzellenten Solo-Partien austobt, unterstützt von „Base Machine“ Tenny Tahamata und dem Drummer Rob Heinje.

Gerade weil Sas sich in einem engen stilistischen Rahmen bewegt, sind abwechslungsreiche, innovative Soli gewissermaßen die Voraussetzung für einen gelungenen Gig. Das gelingt auch weitgehend – nur an einigen Stellen wird Sas zu monoton, spielt minutenlang nur Grundakkorde des klassischen Blues-Schemas oder greift Harmoniefolgen auf, die er schon bei mindestens drei anderen Stücken in der gleichen Weise eingebracht hat. Dann wieder ist er richtig verspielt, zitiert etwa „While my guitar gently weeps“ in seinem Song „Looking for a friend“ (ohnehin als einziges langsames Stück mit toller Dynamik einer der Höhepunkte des Konzerts) oder setzt auf einen fast schon an Tito & Tarantula erinnernden Drive. Schön! Das sind Momente, in denen Sas jenen finalen Kick findet, mit dem Musik nicht mehr nur in die Beine sondern auch in die Seele eindringt. Bitte mehr davon.

Gegen Ende der weit über zwei Stunden laufenden Show weicht Sas zunehmend von den Eigenkompositionen ab und geht zu den Hits seiner Vorbilder über: Rory Gallagher wird gespielt, Jimi Hendrix auch (natürlich das durch diesen berühmt gewordene „Hey Joe“, ein Pflichtstück bei Sas-Konzerten). Dazu ein Tribut an Bob Dylan („Highway 61 revisited“), wild nach vorne stürmend und erfrischend wagemutig. Kein Wunder, dass das Publikum frenetisch eine Zugabe nach der anderen fordert, bis Julian Sas gegen 22.30 Uhr endgültig das Handtuch schmeißt und auf 2014 verweist. Da wird er wiederkommen, verspricht er. Mit all seinen Hits, unverändert und unverbogen. Alles wie gewohnt eben.

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