Erasmus Stein: Wie eine halluzinogene Gameshow

„Magdalena, das ist dein Trick, das ist den Applaus.“ Aufgabe: Ersetze den Namen durch einen anderen und wiederhole den Satz. Ergebnis: Willkommen bei der Zaubershow von Erasmus Stein, dem großen Mitmachzirkus der Taschenspielerei. Im Pantheon Casino hat der selbsternannte Wirklichkeitsverdreher mit überbordender (und teils übertriebener) hyperaktiver Freundlichkeit ein teils faszinierendes, teils albernes Trick-Potpourri aus dem imaginären Hut gezogen, bei dem Sanifair-Bons in 20-Euro-Scheine transformiert, Gedanken und Karten gelesen und ein Seil wieder geeint wird. Kurzum die gesamte Bandbreite klassischer Bühnentricks. Natürlich immer mit Hilfe aus dem Publikum. Zwangskandidaten in einer halluzinogenen Gameshow mit exzellenter Technik – und leider viel zu viel Blödsinn.

Eigentlich versteht Stein sein Handwerk: Seine Zauberkunststücke sind in der Ausführung verblüffend, auch wenn sowohl das sich selbst teilende Seil als auch die vorhergesagte Spielkarte im Repertoire eines jeden Magiers vorhanden sein dürften. Ebenso erstaunlich der mit einer Steinschleuder verschossene Ring, der auf einmal in einer Kiste in einer Kiste in einer Kiste auftaucht, oder die von einem Buch zum anderen wandernde Seite (einer der besten Tricks des Abends). Nur die schwebende Jungfrau fehlt. Leider. Aber man kann ja nicht alles haben. Dennoch: Gute Ansätze – wäre da nicht die Comedy-Präsentation, die der Show immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. „Ihr schmunzelt, ich muss von diesem Blödsinn leben“, sagt Stein beim Tanzen seines Namens. Und genau da liegt der Hund begraben. Denn von kreativen oder bissigen Pointen ist ebenso wenig etwas zu sehen wie von dramatischer Konzeption. Die Illusionen sind nur Stückwerk, eingebunden in ein Programm, das an die ersten heimischen Wohnzimmervorführungen erinnert. Oder eben an eine Gameshow. Mit viel Blödsinn. Nur ohne Zonk.

Steins Problem: Er will das Publikum auf Teufel komm raus zum Lachen bringen, vertraut sich selbst aber offenbar nicht so ganz. So lässt er die Zuschauer Wünsche, Fragen und leider auch Witze auf Karten schreiben, mit denen er sich in der kompletten zweiten Hälfte des Abends über Wasser hält. Stimmung. Yeah. Toll. Deswegen wird jetzt mit Toilettenpapier und Luftballons gezaubert, über Wachsmalstifte gelacht und sich vor einer „Beiß- und Würgeschlange“ gefürchtet. Das wirkt höchstens auf einer Betriebsfeier mit Unmengen von Freibier amüsant und wankt sonst eher in Richtung Peinlichkeit. Schade. Wäre nicht nötig gewesen. Aber das geschieht eben, wenn man die  ob des Mysteriums fasziniert funkelnden Augen zu sehr durch wiehernd-johlende Münder ersetzt.

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