Eckart von Hirschhausen: Eine Wundertüte voller schwacher Tricks

„Drei Seelen schlagen, ach, in meiner Brust“, sagt Eckart von Hirschhausen, der Wissenschaftsjournalist, Mediziner und Zauberkünstler in einer Person ist. In seinem neuen Programm „Wunderheiler“, das gestern in der Oper Bonn seine offizielle Premiere feiern durfte, fokussiert sich der 46-Jährige nun auf die Magie in seiner Berufswelt (was durchaus spannend hätte sein können), genauer gesagt auf den Gegensatz zwischen ehrwürdiger Schulmedizin und esoterisch angehauchter Homöopathie (was leider ein bereits ziemlich angestaubtes Thema ist).

Ideal für eine der zahlreichen, meist belanglosen Talkrunden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – für eine gut dreistündige Soloshow aber eher ermüdend, zumal Hirschhausen seine egozentristischen Geschichten häufig auswalzt wie einen klebrigen Streifen Kaugummi, dabei fröhlich Naturheilkunde, Schamanismus und Hokuspokus in einen Topf wirft, kräftig mit dem Zauberstab umrührt und zuletzt irgendein halbgares Fazit herauszieht. Denn für die Erkenntnis, dass das 1000 Euro teure Auspendeln eines Blutstropfen keine seriöse Diagnose für eine Michzuckerallergie darstellt und dass Sport bei einem Mitt-Vierziger mit permanenten Knieschmerzen hilfreicher sein könnte als eine nicht zwingend notwendige Meniskusoperation, bedarf es keiner viertelstündigen Aufbereitung. Konkret geht anders.

„Die Show ist für ein breites Publikum angelegt“, gibt Hirschhausen denn auch zu. Klassischer platter Medizinerwitz. Den Zuschauern gefällt dies aber offensichtlich: Bei den immer wieder auftauchenden Schenkelklopfern wird herzhaft gelacht, bei den Scherzartikeltricks (Hand-Guillotine, zusammengeklebte Karten und vieles mehr) begeistert applaudiert, bei Liedern wie „Wunder gibt es immer wieder“ und „Heile Heile Gänschen“, die Pianist Christoph Reuter des öfteren anstimmt, fröhlich mitgesungen. Überhaupt legt Hirschhausen großen Wert auf die Interaktion mit dem Publikum. So wird einem Gast auf der Bühne kurzerhand der Blinddarm entfernt (natürlich als Illusion mit jeder Menge Kunstblut), während in einem anderen Experiment geklärt werden soll, ob Homöopathika auch präventiv gegen abgetrennte Körperteile wirken. Ergebnis: Bei Menschen ja, bei Gurken nein. Alles klar.

Welches Ziel Eckart von Hirschhausen mit seiner Programm-Wundertüte verfolgt, bleibt bis zuletzt offen. Aufklärung? Wohl kaum – im Vergleich zu hochkarätigen Wissenschaftskabarettisten wie etwa Vince Ebert hält sich der Erkenntnisgewinn in Grenzen, zumal viele Kritikpunkte an der Homöopathie und anderen alternativmedizinischen Behandlungsmethoden zwar angeschnitten, aber nicht ausgeführt werden. Also Kurzweil? Mitnichten – wenn der zweite Teil erst um 22 Uhr beginnt, kann davon keine Rede sein. Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass es um Spenden geht: Sowohl konservierte Harmonien von Pianist Christoph („das ist sehr advanced“) als auch rote Nasen stehen zum Verkauf, der Erlös kommt wie üblich Hirschhausens Stiftung „Humor hilft Heilen“ zu Gute, die sich für Klinikclowns einsetzt. Immerhin ein ehrenwertes Ziel. Doch dafür bedarf es nicht zwingend einer derart überdehnten Mammut-Veranstaltung. Alles eine Frage der Dosierung: Konzentrierter, fokussierter, präziser und vor allem kürzer könnte Hirschhausens „Wunderheiler“-Programm eine weitaus größere Wirkung erzielen. Das klingt jetzt zwar ein bisschen nach Homöopathie. Aber die muss ja nicht grundsätzlich schlecht sein.

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