Bonn Jazz Orchester: Besinnlich-beschwingter Bigband-Sound

Weihnachtskonzerte. Überall finden derzeit Weihnachtskonzerte statt. Irgendwie muss man die Menschen ja in die richtige Stimmung bringen. Also erklingen Klassiker wie „Gloria in excelsis“ und „White Christmas“ aus allen nur erdenklichen Hälsen und Instrumenten – so auch in der Harmonie, in der das Bonn Jazz Orchester zum zweiten Advent eben jene besinnlichen Stücke auf ihre ganz eigene Art und Weise präsentierte. Im typischen Bigband-Sound swingten Saxofone, Posaunen und Trompeten Kirchenlieder wie „Kommet ihr Hirten“, Traditionals wie „Hark! The Herald Angels sing“ oder All-Time-Favorites wie „Jingle Bells“ und wurden dabei in einigen, leider zu wenigen, Momenten von der bezaubernden Anikó Kanthak unterstützt.

Die Sängerin, die mühelos zwischen Sopran und Alt zu wechseln vermag und der breiten Öffentlichkeit nicht zuletzt als Begleiterin von Comedian Tony Mono bekannt ist, sorgte mit ihrem charmanten Gesang für einige Glanzlichter am musikalischen Weihnachtsbaum. Für den restlichen Schmuck sorgten die Musiker des Bonn Jazz Orchesters selbst, die immer wieder durch exzellente Soli aufhorchen ließen. So konnte etwa Pianist Oliver Leue bei Bill Evans' „My Bells“ brillieren (ausnahmsweise kein Weihnachtslied, „aber es klingt so“, erklärte Bandleiter Oliver Pospiech die Wahl), während alle Saxofonisten nacheinander bei „Let it snow“ zum Einsatz kamen.

Vor allem abseits der üblichen besinnlichen Titel sorgte die Formation für einige erfreuliche Überraschungen. So überzeugte das von Trompeter Hagen Fritzsche komponierte und arrangierte „Coming Home“ mit hochfliegender Balladenmelodie und schönem Sopran-Sax-Solo (Markus Land), über das sich dann die strahlenden Blechbläser erhoben. Auch Anikó Kanthaks traumhafte Eigenkomposition „Draw a line“, in der die Sängerin sich einmal mehr in die wunderbaren Alt-Tiefen hinabschwang, war eines der Highlights des Abends. Zumal Kanthak gerade in den unteren Lagen am ausdrucksstärksten ist – bei „Silent Night“ versuchte sie dagegen mit souligem Sopran zu punkten, was in diesem Fall nicht so ganz gelang.

Letztlich sorgte das Bonn Jazz Orchester aber für einen erfolgreichen und musikalisch abwechslungsreichen Abend, bei dem auch mal leichte Schlangenbeschwörerklänge ein Hirtenlied aufmischten oder Jazzklassiker von Count Basie im Hintergrund waberten. Allerdings: Etwas weniger Besinnlichkeit hätte es auch getan. Dafür gibt es bereits mehr als genug andere Weihnachtskonzerte. 

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