Terry Bozzio: Die Magie der Drum-Arithmetik

Eigentlich ist es ganz einfach: Ein ständiger Wechsel von 3-gegen-4 und 2-gegen-3 ergibt 5-gegen-7. Für Schlagzeuger doch kein Problem, schließlich gehören die Bestandteile zu den grundlegenden Polyrhythmen. Zumindest in der Theorie. Doch was Terry Bozzio am vergangenen Sonntag im Forum der Bundeskunsthalle dargeboten hat, lässt in Komplexität und Ausdruck schon fast etwas Magisches erkennen. Der ehemalige Schlagzeuger von Frank Zappa, der hinter seinem Riesen-Set sitzend ein bemerkenswertes „Drum-Summit“-Solo-Konzert spielte, zählt zu den besten seines Fachs, ein Genie an Toms, Becken, Base-Drums und was sonst er rund um sich herum aufgebaut hatte.

Er gehört zu den wenigen Menschen, die Zappas „Black Page“ beherrschen, ist eine lebende Legende – und bleibt trotz allem ganz bescheiden. „In meinem Alter ist jeder Tag über der Erde ein guter Tag“, scherzte der 63-Jährige, „und wenn ich dann noch in einer so wunderbaren Halle für ein so wunderbares Publikum spielen kann...“

Gut anderthalb Stunden zauberte Bozzio auf seinem trutzburgartigen Schlagwerk mit den weit über 100 Komponenten, versetzte Becken in Schwingungen, rollte über die Toms, ließ die Töne des Metallophons fließen. Langweilig oder monoton wurde es dabei nicht. Denn Bozzio geht es um mehr als nur um Rhythmik: Er versuche, ein so ausgeprägtes musikalisches Statement wie möglich zu machen, Harmonien und Melodien einzubauen, erklärte der Amerikaner den Zuhörern. Und kam damit ziemlich weit. All seine Instrumente sind auf unterschiedliche Tonhöhen gestimmt, vor allem die Wirbel über die Toms erzählten so eine faszinierende musikalische Geschichte, während mindestens zwei verschiedene Base-Drums den kontinuierlichen, unbeirrbaren Grundrhythmus generierten. Dann wieder setzte Bozzio auf Glockenspiel und Gongs, auch ein Synthesizer sorgte bei einem Stück für Sphärenklänge.

Die Einflüsse, aus denen sich Bozzios Spiel speist, sind ebenso vielschichtig wie sein Schlagzeug: Mal tauchen Gamelan- und Taiko-Einflüsse auf, dann wieder afrikanische Elemente, auch klassische Ansätze a la Stravinski sind vorhanden. Und natürlich immer wieder Jazz, auch wenn das, was in der Kunsthalle zu hören war, nur bedingt mit jenen explosiven Kurz-Soli zu tun hatte, die man sonst so gewöhnt ist. Aber das wäre auf Dauer auch ermüdend geworden. Und banal. Dann doch lieber Bozzio in Reinform. 

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