Spin Doctors: „Mehr als nur zwei Prinzen“

Wieder geht ein Kick hoch in die Luft. Danach ein paar Sprünge, ein paar Grimassen, und weiter mit solidem Bluesrock. Chris Barron, Spin-Doctors-Frontmann und offenbar ausgeflippter Karate Kid, ist bester Laune. Zu recht. Immerhin ist seine Band im 25. Jahr ihres Bestehens so gut wie schon lange nicht mehr, wie sie jetzt auch beim WDR Crossroads-Festival in der Harmonie beweisen konnte. Mit dem neuen Album „If the River was Whiskey“ kehrt das Quartett zu seinen Wurzeln zurück, bis hin zur „Trucking Company“ von Eric Schenkman, Chris Barron und „Mister Blues Traveller“ John Popper.

Klassischer, unprätentiöser Bluesrock trifft auf jene hartgebürsteten radiotauglichen Songs von „Pocket full of Kryptonite“, mit denen die Docs in den 90ern ihre größten Erfolge feiern konnten. Eine tolle Mischung. Von der ersten Sekunde an gibt die Band Gas, vor allem Gitarrist Schenkman mit seiner Slash-Gedenkfrisur haut kräftig in die Saiten, während Drummer Aaron Comess und Bassist Mark White für ein stabiles Fundament sorgen. Die größte Rampensau ist allerdings Barron mit seinen exaltierten Bewegungen, dem der Spaß an dem Auftritt aus jeder Pore tropft. Das Publikum ist begeistert, „lieb, freundlich und sympathisch“, wie Barron sagt – ein Kompliment, für das er im Verlauf des Abends mit dem ersten Bier seines Lebens belohnt wird, das ihm ein Fan auf die Bühne reicht. Muss ja nicht immer Whiskey sein.

Neben den überzeugenden Songs des neuen Albums legen die Spin Doctors natürlich auch ihre Klassiker auf. Allen voran das legendäre „Two Princes“, das heutzutage auf keiner Party fehlen darf, auf das die Band aber auch immer wieder reduziert wird. „Spin Doctors – it's not just two princes“, sagt denn auch Barron in werbewirksamer Verknappung. Stimmt. Es sind vier. Die mit Wonne drei Zugaben geben, am Ende ihren Frontmann noch „Alle meine Entchen“ anstimmen lassen und eine beeindruckte Menge zurücklassen. Sowie zwei Bier.

Doch bereits die erste Band des Abends schlug in der Harmonie ein wie eine Bombe. Stacie Collins, die nach eigenem Bekunden zwischen „hard-core honky-tonk wail & a slam-bang rock'n'roll“ und „southern rockin', harp-howlin', twang-banging' rock'n'roll“ schwankt, heizte dem Publikum gehörig ein. Für die Urgewalt aus Nashville kein Problem: Mal sich lasziv an Gitarrist Jason Graumlich oder an Bassist und Ehemann Al Collins (übrigens Mitbegründer der Cowpunk-Formation „Jason and the Scorchers“) reibend, dann wieder (leider fast immer mit austauschbaren Solo-Einlagen) mit der Mundharmonika abrockend, bei einem Song gar ein Bad in der Menge nehmend und auf der Bar ein Solo spielend zeigte Collins eine spektakuläre Show. An manchen Stellen wirkte die allerdings etwas zu aufgesetzt: So wirkten das grimmige Beißen auf eine Kette oder der eher in der Metal-Szene übliche „Mano Cornuta“-Gruß nicht gerade authentisch, auch andere Aktionen dürften eher einstudiert denn spontan gewesen sein. Dafür kamen sie aber hervorragend an und überdeckten gekonnt die doch recht ähnlichen Strickmuster der präsentierten Songs. Und so lange sich die Menge vor der Bühne so mitreißen lässt wie in Bonn, können alle Beteiligten letztlich zufrieden sein. 

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