Juice Box: Zwischen Techno-Beats und Elben-Weisen

Ein wabernder Trance-Bass jagt durch das bis auf den letzten Platz gefüllte Pantheon-Casino, darüber Sphärenklänge, helle Beats und Harmoniesequenzen im sich ständig leicht ändernden Kreislauf. Alles deutet auf eine Techno-Party hin, zu der sich junge Menschen in Trance tanzen – bis der Blick Richtung Bühne schweift. Dort stehen die zwei Damen und die vier Herren von JuiceBox und zeigen den begeisterten Zuschauern, dass Synthesizer völlig überbewertet werden. Wozu gibt es schließlich die menschliche Stimme.

Gut, verstärkt durch Mikrofone und versehen mit Echo- oder Hall-Effekten, aber dennoch: Was das a-capella-Sextett hier abliefert, ist nicht weniger als eine Meisterleistung. Die akustische Mimikry ist perfekt, nicht zuletzt dank Bass Daniel Borke, der als exzellenter Beatboxer auch mal das Mikrofon zum Hals führt, wo er den „Throat Pulse“ generiert.

Doch JuiceBox kann weitaus mehr als nur Techno. Vor allem wunderschöne Songs schreiben und sie in komplexen Arrangements verpacken. Fast jeder singt mal prominent die Melodielinie, nur der Borkenbass ist unentbehrlich. Beim irisch angehauchten „Blossoms of June“ kann Alexandra Deike mit ihrer warmen Altstimme hervorstechen, in der Reggae-Nummer „Catch your love“ der lässige (und sogar den jamaikanischen Akzent imitierende) Steffen Feindt und bei der Uptempo-Nummer „Run Away“ Frank Katemann. Fantastisch – doch die melodischen Höhepunkte des Konzerts haben ihren Ursprung im hohen Norden. Sowohl das von Achim Rust präsentierte „Return to Iceland“, als auch das herrliche finnische „Tuuleni“ mit dem klaren, faszinierenden Sopran von Lucie Schäfer sind grandiose Kompositionen, zauberhaft und magisch. Letztere scheint dabei für seltene, komplexe Sprachen prädestiniert zu sein: In „Raindance“ greift sie gar auf eine der Elbensprachen zurück. Tolkien wäre begeistert.

Selbst auf den einsamen nordischen Pfaden setzt JuiceBox immer wieder auf Effekte, Beatbox-Fähigkeiten und Disco-Klänge. So wird Lucie Schäfer bei Bedarf kurzerhand zur E-Gitarre, bei „The Apprentice“ klingen laut Sextett alle „wie Menschenkatzen“. Und auch der James-Bond-Titelsong „Diamonds are forever“ kommt, nach einer etwas unverständlichen Einführung über die Zusammenhänge von Ikea-Möbeln und skandinavischen Metalbands, in einer Trance-Vocal-Electro-Fassung daher. Was aber selbst Techno-Hasser nicht stören dürfte. Dafür ist die JuiceBox-Performance einfach zu gut.

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