Johnny Lang: Vom Wunderknaben zum sterbenden Schwan

Das erste Album mit 14, mit 17 der Auftritt bei „Blues Brothers 2000, bei dem er Wilson Pickett und Eddie Floyd ausdrucksstark unterstützte, danach Tourneen mit Aerosmith, The Rolling Stones und B.B. King, mit 19 die erste Grammy-Nominierung: Um die Jahrtausendwende galt Jonny Lang als eines der großen Wunderkinder des Blues, mit einer rauen Stimme beschenkt, die eher nach einem 50-jährigen, täglich Whiskey trinkenden Veteranen klang denn nach einem Teenager. Dazu noch herausragende Gitarren-Qualitäten – was konnte da schief gehen?

Doch dann wurde es still um Lang. Sieben Jahre lang bastelte er an seinem neuen Album „Fight for my soul“, nun schaut er, einige neue Songs im Gepäck, im Rahmen des WDR Crossroads-Festivals bei einem von nur drei Deutschland-Konzerten in der Harmonie Bonn vorbei. Jetzt soll das Comeback endlich klappen. Hohe Ziele. Doch vor allem alte Fans bleiben am Ende mit zwiespältigen Gefühlen zurück.

So hat sich Lang bewusst weitgehend von den Stücken seiner Kindheit abgewandt, die meisten Nummern stammen aus dem 2006er Album mit dem in mehr als einer Weise paradigmatischen Titel „Turn around“ und „Fight for my soul“. Dabei mäandert der 32-Jährige durch alle möglichen Genres, versucht sich in Funk („Don't stop“), Soul („Turn around“), oder Pop im Britney-Spears-Stil („Blew Up“, „We are the same“). Doch ist dies das fröhliche Ausprobieren eines Stars, der immer auf einen Stil festgelegt war, oder ist es der verzweifelte Versuch, es allen Hörern recht zu machen? Mit Blues hat das ganze auf jeden Fall nur am Rande zu tun, auch wenn Lang sich noch immer darauf versteht, mit viel Gefühl über die Saiten zu jagen oder richtig abzurocken. Wenn er denn will, wie etwa bei dem grandiosen „Red Light“.

Genau so gern ergeht sich Lang aber in Pathos. Und Jammern. Denn auch wenn seine Stimme immer noch faszinierend sein kann, kehlig, kratzig, kantig klingt, hat sich Lang inzwischen einen fast schon wehleidigen Ton zugelegt, der eher zu einem pubertären Jugendlichen mit depressiven Phasen oder einer abgehalfterten Diva passt als zu einem Mann, der schon mit 13 so klang wie der illegitime Bruder von Janis Joplin. Vor allem in den Höhen erinnert dieser neue Stil an einen sterbenden Schwan nach einer missglückten Stimmband-OP, was etwa in der dramatischen Ballade „That great Day“ überdeutlich wird. Das muss nun wirklich nicht sein. Und es sollte Lang zu denken geben, dass sein bester Song immer noch von seinem ersten Album stammt, er bei „Lie to me“ wieder jene Größe durchscheinen lässt, für die er bewundert wurde. Da ist er dann nicht mehr der sterbende Schwan, sondern der Phönix aus der Asche.

Bis zu diesem Punkt ist die andere Band des Abends noch lange nicht gekommen: The Fog Joggers aus Krefeld arbeiten gerade erst an ihrem zweiten Album, haben aber immerhin schon einen Titel in der Fernseh-Dauerbeschallung unterbringen können, auch wenn die Zuschauer den Bezug vielleicht nicht sofort herstellen können. Denn „Waiting in the wings“ ist der offizielle Song der aktuellen Bitburger-Werbekampagne. Und jetzt also der Auftritt beim Crossroads-Festival. „Als wir das erfahren haben, dachten wir zuerst 'warum wir'?“, gesteht Frontmann Jan Büttner. Und aus dem Publikum kommt die Antwort: „Warum nicht“? Stimmt. Zumal die Indie-Rocker mit erfreulich viel Elan und Unbefangenheit auf der Bühne steht, mal eben während des Gitarrenstimmens Keyboard-Pausenmusik einspielt und mit „Flying High“ ein Stück sogar erstmals öffentlich aufführt. „Kann man ja mal machen“, sagt Büttner lakonisch. Und das mit Erfolg. Die solide, schnörkellose Musik des Quartetts kommt gut an, auch wenn die Grenze zum Mainstream-Pop nicht allzu weit entfernt ist. Aber daran kann man ja arbeiten.

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