Graham Parker: Zahm und zahnlos auf Solopfaden

Als „angry young man“ galt Graham Parker in den 70er und 80er Jahren, als einer, der sowohl in seinen Texten als auch in seiner Musik Punk und New Wave vorwegnahm. Damals. Inzwischen ist der Brite deutlich ruhiger geworden – zumindest auf seiner Solo-Tour, die ihn nun auch in die Bonner Harmonie führte. Zahm wirkte er, folkig statt rockig, was ja durchaus Charme haben kann. Aber während Songs wie die Ballade „Black Honey“ oder das fröhlich treibende „I discovered America“ von dem minimalistischen Arrangement noch profitieren konnten, erschien dieses an anderer Stelle einfach nur absurd: Stevie Ray Vaughans legendäres „Pride and Joy“ klang bei Parker mit seiner Akustik-Gitarre schwachbrüstig und zahnlos, und auch sein eigenes „Waiting for the Ufos“ verlor jenen Drive, den es 1979 auf „Squeezing Out Sparks“ noch besaß. Kein Wunder also, dass das Publikum dem Aufruf zum Mitsingen nicht so wirklich folgen mochte.

Auch der Wechsel von der akustischen zur elektrischen Gitarre half nicht, die Stimmung zu heben. Ein etwas anderes Klangbild, aber der selbe Ansatz: Eingedampfte, reduzierte Songs ohne virtuose Soli, ohne kraftvolles Spiel, ohne eine Spur jenes Rock 'n' Roll, von dem der 62-Jährige immer wieder in nostalgischer Verklärung erzählte. Einzig Parkers raue, markante Stimme und die durchgehend grandiosen Lyrics hielten die Spannung aufrecht und die Fans in der Harmonie bei der Stange, weckten Erinnerungen an die beiden umjubelten Rockpalast-Auftritte 1978 und 1980, von denen Musiker und Fans gleichermaßen offenbar noch immer zehren. Einmal mehr erhob sich vorsichtig der „Howling Wind“, auch wenn etwa der eigentümlich bemühte Echo-Effekt in diesem Song („I ain't got, ain't got ain't ga aga aga aga aga“) ohne die unterstützenden „Rumour“-Mitglieder völlig fehl am Platze schien. So blieb denn nur ein laues Lüftchen auf dem „Devil's Sidewalk“ oder in dem „Black Lincoln Continental“ mit seinem klassischen Rock 'n' Roll-Aufbau. Schade.

Erst in den Zugaben legte Graham Parker eine ordentliche Schippe drauf, gab mit dem tollen „Discovering Japan“ und dem schön groovenden „Don't ask me Questions“ noch einmal richtig Gas und zog endlich auch das Publikum mit, das im Gegensatz zu dem eher misslungenen Ufo-Aufruf nun nur zu gerne einstimmte. Geht doch – ein einigermaßen versöhnlicher Abschluss eines insgesamt leider eher schwachen Konzerts. Manche Musiker sind eben nicht für Solopfade gemacht. 

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