Dave Nachmanoff: Die Magie einer liebenswerten Quasselstrippe

Begleitmusiker haben es nicht immer leicht: Sie stehen auf großen Bühnen, spielen mit großen Stars und sind doch für das Publikum oft nur Randfiguren, schmückendes Beiwerk, kurz wahrgenommene und dann wieder vergessene Namen. Dabei sind auch sie oft in der Lage, einen eigenen Zauber zu weben. So wie Dave Nachmanoff. Der Co-Gitarrist von Al Stewart hat jetzt in der Bonner Harmonie sein einziges Deutschland-Konzert gegeben: solo, unverfälscht, intim und wunderbar. Liebevolles Singer-Songwritertum mit eleganten Melodien, abwechslungsreich und doch aus einem Guss – das gelingt nur wenigen.

Nachmanoff weiß um seine Stärken. Ab und zu setzt er sich ans Keyboard, weil der entsprechende Song das eben erfordert, in der Regel bleibt der kleine Amerikaner („a vertically challenged five foot two“, also 1,58 Meter) aber bei seiner Gitarre. Virtuose Pickings, typische Folk-Griffe und sogar Mariachi-Ansätze finden sich in seinem Spiel, Pop-Balladen („Fragile Things“) treffen auf lyrische Geschichten („Say goodbye to the Elefants“), traditionelle Folksongs (das instrumentale „Shenandoah River“) und Ausflüge in den Desert-Rock („Not what I expected“), der durchaus auch zu Calexico passen würde. Nachmanoffs charismatischer, ungekünstelter Tenor zieht das Publikum dabei in seinen Bann, lädt zum Zuhören und Mitsingen ein – was dem herzlichen 49-Jährigen nur recht ist. Schließlich fordert er dies ja geradezu, bringt der Menge notfalls schnell die Refrains bei, wenn er sich nicht sicher ist, dass sie diese schon von selbst herausfindet.

Überhaupt wird die Kommunikation mit dem Publikum bei Nachmanoff groß geschrieben. Richtig groß. „Wenn ich aufgeregt bin, rede ich schnell“, gesteht er. Und viel. Sehr viel. Zu jedem Song gibt er Hintergrund-Informationen, erzählt Geschichten aus seinem Privatleben, redet von dem Auftritt mit Elizabeth Cotten im Alter von zehn Jahren, von zirkusbegeisterter Verwandtschaft, von seiner Tochter Sophia und von Friedrich Nitzsche. Eine Quasselstrippe. Wenn auch eine liebenswerte, die in der Harmonie gut ankommt. Drei Zugaben fordert der Saal ein, mehr als Nachmanoff erwartet hat. „This is crazy“, sagt er erfreut beim letzten Gang zur Bühne. Und würdigt seinen Mentor Al Stewart. „Year of the Cat“. Was sonst. Ein guter Abschluss, der zugleich hoffen lässt, das Nachmanoff irgendwann wieder nach Bonn kommt. Ganz entspannt. 

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