Es ist eine Show der Superlative, die im Pantheon Station macht. Groß- statt Kleinkunst. Wie sollte es auch anders sein: Wenn der einzigartige Tony Mono die Bühne betritt, haben selbst Superstars in einem Umkreis von 100 Kilometern keine Chance. Im Notfall werden sie mit Bässen platt gemacht, wie neulich Helge Schneider leidvoll erleben durfte. Die einzige Alternative: In die Show kommen. Was denn auch viele tun und sich bei dem Dauerplatin-Produzenten die Klinke in die Hand geben.
David Guetta legt die richtige Musik für die Kinderchen auf, lässt den Butzemann einmal richtig tanzen und holt den Kuckuck in den Techno-Untergrund; Cro legt sich mit Stofftieren an; und Hank
Spinatra, Tony Monos amerikanischer Zwillingscousin, ist extra aus den Staaten angereist, um die besten deutschen Songs der jüngeren Geschichte in bewährter Crooning-Manier zu interpretieren und
den Anton aus Tirol auf zehn nackte Frisösen treffen zu lassen.
Für Tony Mono ist kein Musikstil unangreifbar. Mit viel Witz und einfachen, aber wirkungsvollen Accessoires verwandelt sich die Radiocomedy-Kunstfigur von einem Star in den nächsten, singt mal
russischen Hip Hop mit Tim-Lindemann-Stimme, modifiziert (beziehungsweise verunstaltet) „Wonderwall“ so, dass der Hit den aktuellen Zwist zwischen den beiden Gallagher-Brüdern Liam und Noel
widerspiegelt, präsentiert ein Gegen-Album zu Heinos freundlichen Grüßen, bei dem unter anderem Rammstein das Lied von den „lustigen Holzhackerbuam“ singt, und fordert ein lebensbejahendes Lied
von Lana del Rey. Was natürlich prompt geliefert wird. Assistentin Annemarie, die zu Beginn vor allem durch ihr knappes Stewardessen-Badeanzugs-Outfit aufgefallen war, zeigt nun neben ihren
optischen auch ihre gesanglichen und schauspielerischen Qualitäten. Und die sind beträchtlich: Selten hat ein „Yippie Yeah“ so depressiv geklungen, so wehleidig. Doch erst in der zweiten
Programmhälfte zeigt Annemarie, was wirklich in ihr steckt. Als emotional berührte, geflashte Nena in einer Star-Castingshow (mit Herbert Grönemeyer, Xavier Naidoo und HP Baxxter von Scooter als
von Mono wunderbar karikierte Kandidaten) ist sie einfach umwerfend, als luderhaftes Video-Babe herrlich überzogen. Pech für Rampensau Tony – in diesen Momenten steht er trotz seiner
Wandlungsfähigkeit nur in der zweiten Reihe.
Manchmal sogar nur in der dritten: Irgendwann mäandert Mono durchs Publikum, sucht nach dem Star der Zukunft und findet Thomas, der kurzerhand, dank seiner sich vor Lachen biegenden und Kaninchen
mit seltsamen Namen belegenden Sitznachbarin, zu Bimmelbommel Töm wird und mit der Unterstützung von Annemarie und seinem Knöpfe drückenden Entdecker und Mentor monoverbal zwei Hits in nur
wenigen Minuten produziert. Erfolg kann so einfach sein. Ein „Hello“ zur rechten Zeit genügt. Aber das weiß natürlich keiner besser als Tony Mono, die graue Eminenz der Pop-Szene.
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