Team & Struppi: Ein Haus aus viel heißer Luft

Politisches Kabarett ohne Struktur, ohne Plan – das kann nicht wirklich funktionieren. Ein gutes Programm steht und fällt mit einer logischen Verkettung fundierter, pointierter Argumente, mit exzellenter Rhetorik nach altem Vorbild, mit Aussagen, die solide unterfüttert werden mit Hintergrund-Informationen. Anderenfalls fällt jeder Satz, jeder Witz in sich zusammen. So wie jetzt im Pantheon Casino. „Vielleicht lesen Sie zwischen den Zeilen – auch wenn da nichts steht“, empfehlen Team & Struppi ihren Gästen am Ende ihres Programms. Genau ins Schwarze.

Denn hinter all den zynischen Phrasen, die die beiden Jungspunde Moritz Neumeier und Jasper Diedrichsen zu Politik, Geschichte und Gesellschaft vom Stapel lassen, lauert eine große Leere, ein tödliches Nicht-Wissen, das jeden einzelnen Kommentar aushöhlt. „Wir haben zwar keine Ahnung, wovon wir reden, aber wir machen es einfach“, scheint das Motto des Duos zu sein, das immerhin in diesem Jahr schon beim Prix Pantheon angetreten ist. So werden die „utopischen Vorstellungen“ der Linken kritisiert, aber nicht ausgeführt; die Affären um Wulff (Vorteilsannahme, die auch strafrechtliche Konsequenzen hat) und Brüderle (angebliche sexuelle Aufdringlichkeit) in einen Topf geworfen und im gleichen Atemzug die Politiker bemitleidet, auf die alle immer nur draufhauen; die Forderungen nach mehr Integration abgelehnt, weil jeder doch einfach überall sein Leben nach seinen Vorstellungen leben können sollte (was bei einer Gemeinschaft jedweder Art nie funktionieren kann); und Glauben, Religion und Kirche kurzerhand über den so beliebten, uralten Kreuzzugs-Kamm geschoren, undifferenziert und uninformiert zugleich. Schwach. Ganz schwach.

Dabei könnten Neumeier und Diedrichsen es besser. Wenn sie nur wollten. Sprachgewandt sind die Poetry-Slammer immerhin bis zu einem gewissen Grad, und ihre respektlose Art, mit der sie in Serdar-Somuncu-Manier genüsslich auf jedes Tabu treten (vom „Neger“-Wort bis hin zum Hitlergruß), hat einen gewissen Charme. Zudem sind manche Ansätze, etwa zur Integrationsdebatte, vom Grundsatz her durchaus interessant, wenn auch ausbaufähig. Doch gerade dann sollte das argumentatorische Haus weder auf Sand noch aus Luft gebaut sein. Zuzugeben, weder „Mein Kampf“ noch „Deutschland schafft sich ab“ gelesen zu haben, aber dennoch darüber reden zu wollen, ist letztlich eher peinlich als clever. Genau so wie „Knocking on Heaven's Door“ zu singen, ohne den Text zu kennen oder die Tonhöhe zu beherrschen. Das mag dann jenes Anarchie-Element sein, das sich die beiden Mittzwanziger auf die Fahnen ihrer „Machtergreifung“ geschrieben haben – mit Witz hat das allerdings recht wenig zu tun. „Wir wissen, dass viele uns geschmacklos finden“, geben sie auch zu. Wenn es wenigstens das wäre. 

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