„Stunk Unplugged“: Böse Sprüche aus Kommune 1b

Alles Warmduscher heutzutage, Wellness-Fans und Weicheier. Das kann der stänkernde Stunk-Bademeister gar nicht leiden. Früher, da herrschte noch Zucht und Ordnung. Da gab's noch einen Hauch von Guantanamo, da war man noch gestählt. Willensstark. Radikal. In diesen Zustand müssten die Menschen wieder zurückkehren. Ist erwiesenermaßen gesund. Und gesund ist gut. Weshalb sich die Mitglieder von Stunk unplugged auch dahingehend orientieren und im Brückenforum teils satirisch-böse, teils hochpolitisch und häufig beides sind.

Vor gut 700 Zuschauern präsentiert das Ensemble Höhepunkte aus 29 Jahren alternativer Karneval, Sketche, die in dieser Zeit nichts von ihrer Aktualität verloren haben. So verhindern Lobbyisten die zehn Gebote, geben NPD-Mitglieder einen Einblick in ihre Gedankenwelt, geht es im Gericht um eine erzwungene Bescheidung. Opfer von letztgenanntem Vergehen: Eine arme Krawatte, deren Besitzer sich nach diesem Altweiber-Attentat verstümmelt sieht, während sich die schnippelnde Gegenseite auf die Tradition beruft, Blödsinn hin oder her. Das gehört so. Daher sollte es auch nicht überraschen, dass irgendwann der ganze Saal Arm in Arm von rechts nach links schwankt und dabei „Schunkeln ist Scheiße“ singt. So viel Selbstironie muss sein.

So bissig die einzelnen Nummern teilweise auch sind: Die wirklich scharfen Attacken finden dazwischen statt. Reiner Ruebhausen und Heiner Kämmer politisieren das Programm, besetzen kurzerhand das Brückenforum, gründen die Kommune 1b und schießen scharf. Verbal, versteht sich. Das Ergebnis der Bundestagswahl wird ebenso thematisiert wie etwa der NSA-Skandal und die zur Urne gewandelte Alterspyramide („2016 werden die Renten eingefroren, 2017 die Rentner“). Nur manchmal vergreifen sich die beiden Herren im Ton, wandeln an der Grenze zum billigen Kalauer, etwa beim Ministertreffen im Kanzlerinnenmagen. Ansonsten: Herrlich böse und zugleich herrlich gut.

Auch die Musik spielt bei „Stunk unplugged“ eine große Rolle. Zusammen mit der Zweimannband Josef Piek und Friso Lücht wildern die Ensemble-Mitglieder in der Pop-Geschichte, adaptieren berühmte Melodien von den Beatles, Sting, Janis Joplin und Udo Lindenberg und legen einige neue, karnevalstaugliche Texte darüber. Besonders knorke: Der Bauer Schmitz auf Brautschau, der kurzerhand als „Wild Thing“ seine Vorzüge anpreist und zu einem wilden Blockflötensolo der Frau Mama im Publikum abrockt. 

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