Herr Rössler & sein Tiffany-Ensemble: Metamorphosen der Filmmusik

Schauspieler müssen doch wandlungsfähig sein, hat sich der Herr Rössler gedacht. Passt also zum diesjährigen Motto des Beethovenfests. Super, Programm steht. Und so stehen bei der 4. Jazz-Matinee in der Post-Tower-Lounge eben Filmmusiken im Mittelpunkt des Programms, das der Pianist und Arrangeur Uwe Rössler zusammen mit seinem fröhlich streichenden Tiffany-Ensemble zum Besten gab. Mal sieht man förmlich Al Pacino in „Der Duft der Frauen“ Tango tanzen, dann wieder Thomas O'Malley und die Aristocats fröhlich abjazzen, Johnny Depp die Piratenflagge hissen oder den aufgebockten Humphry Bogart (um den Größenunterschied zwischen ihm und Ingrid Bergman auszugleichen, stand der Schauspieler oft auf einer Kiste) zu „As Time goes by“ in sein Café stürmen. Dazu kommen brillante Ragtimes, Zigeunerweisen und sogar ein paar Auszüge aus Bizets Oper „Carmen“. Nur auf ABBA hätten die Fünf verzichten können.

Rössler gelingt es dabei mit seinen Arrangements virtuos, den Eindruck eines Kammerkonzerts konsequent zu vermeiden, auch wenn das ihn begleitende Streichquartett dies auf den ersten Blick vermuten lassen könnte. Ein Irrtum: Teufelsgeiger Zoltan Oppelcz fidelt unterstützt von seiner Frau Rosalind eine wilde, oft angejazzte Melodie nach der nächsten herunter, während Paul G. Ulrich in jenen Momenten besonders breit grinst, wenn er einen knackigen Slap Bass spielen darf. Und Cellistin Insa Schirmer? Füllt die harmonischen Lücken und wartet geduldig auf die Solostellen, die ihr laut Rössler vertraglich zustehen. Der wiederum zeigt sich als begnadeter Tastenzauberer, der etwa bei „Diamonds are a girl's best friend“ oder dem virtuosen „Russian Rag“ (der auf einer Prelude von Rachmaninoff beruht) zeigen kann, was in ihm steckt. Ob mit oder ohne Noten.

Fast ebenso unterhaltsam wie die exzellente Musik ist übrigens die Moderation Rösslers: Leicht konfus (in etwa so wie Inspektor Columbo), mit trockenem Humor und scheinbaren Banalitäten gespickt erklärt er dem Publikum die Probleme mancher Tonarten, die Bedeutung von Pferdemähnen für die Musik und den Unterschied zwischen Paolo Conte und Renato Carosone. Beim Publikum kommt das gut an – nach gut zwei Stunden voller musikalischer Leckerbissen bedanken sie sich bei Herrn Rössler und seinem Tiffany-Ensemble mit kräftigem und langanhaltendem Applaus.

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