Wie Las Vegas, nur eben ganz anders: So ist laut Helge Schneider Bonn, und so sind auch in der Regel seine Konzerte. Im KunstPalast (zumindest der Name würde gut zwischen das Bellagio, das Mirage und den Caesar's Palace passen) ließ der Meister des Katzenklos seine großen Hits Revue passieren, hatte Band, Butler und Gogo-Tänzer dabei und blödelte immer wieder genussvoll herum, indem er etwa von seiner Karriere als Schönheitschirurg und der Entstehung der Welt erzählte. Jazz-Genie und Clown in einer Person. Typisch Helge. Alles, nur nicht normal.
„Setze mich auf den grünen Stuhl“, rief er einmal, nach ersten Klassikern („Katzenklo“, „Texas“) und Neukompositionen (unter anderem das röhrend-gröhlende, an Dean Martin erinnernde „with love in
my fingers“), seinem Diener Bodo zu – und fiel sogleich stocksteif um, darauf vertrauend, dass sein herbeieilendes Faktotum ihn auffangen und seinem Befehl Folge leisten würde. Im Circus hätte
dies nicht besser klappen können. Es folgten Impressionen aus dem China-Restaurant Mykonos, Schlager-Parodien, Scat-Einlagen und jede Menge musikalischer Preziosen. Eine tolle Show. Nur die
vollmundig versprochenen Gäste machten sich rar.
Beatboxerin Butterscotch, Bassist Ira Coleman, Puppenspielerin Suse Wächter oder auch der sonst fast immer bei Helge Schneider spielende Pete York: Keiner von ihnen hatte den Weg nach Bonn
gefunden. In der ersten Hälfte blieb es so bei ein paar Kurzauftritten von Fuzzy alias Sergej Gleithmann. Der wirrhaarige, langbärtige Dauerbegleiter der singenden Herrentorte huschte
im Cowboy-Stripper-Outfit mit ein paar abstrusen Tanzbewegungen über die Bühne, die ansonsten Helge dominierte. Eigentlich schade, denn der Meister blüht immer dann so richtig auf, wenn ihm
jemand Contra gibt, wenn er jemanden hat, der mit ihm auf Augenhöhe zu spielen vermag. Als nach der Pause und einem Kurzauftritt von Udo Lindenbergs Ersatzdouble (also Helge – leider entfiel das
sonst so beliebte Mono-Duett zum „Meisenmann“) endlich der Ausnahmesaxofonist Tyree Glenn Jr. ins Rampenlicht trat, zeigte sich dies einmal mehr. Der 73-Jährige entpuppte sich als schlagfertiger
Entertainer und Rampensau, der mit Verve und Witz auf Helges Kommentare zu reagieren verstand, diesem aber zugleich einen Teil der Kommunikation mit dem Publikum abnahm und ihm dadurch
ermöglichte, seiner eigentlichen Passion nachzugehen: der Musik. Die war schon zuvor extrem gut, erklomm nun aber ein neues Level. Beim „Telefonmann“ und einer Up-Tempo-Version von „Misty“
begeisterte Tyree Glenn Jr. mit schön klingendem Schmelz das Publikum, während Helge befreit aufspielen konnte, zwischen Klavier und Hammond-Orgel wechselte und ab und zu den Bandleader mimte.
Kurz darauf griff letzterer dann mal wieder zur Gitarre, legte aber statt eines Schrammel-Schlagers ein fantastisches Flamenco-Solo aufs Parkett und bewies einmal mehr, dass es kein Instrument zu
geben scheint, dass Helge Schneider nicht meisterhaft beherrscht.
Letztlich hat Helge Schneider es mal wieder geschafft: Sämtliche gut 1500 Zuschauer waren in seinem Bann, selbst jene, die zuvor mit seinem speziellen Humor nicht ganz so viel anzufangen wussten.
Dafür sorgte schon die musikalische Brillanz. Nicht nur von Helge, sondern auch von seiner Band, deren Mitglieder bei dem zukünftigen Hit „Sommer, Sonne, Kaktus“ noch einmal solistisch in
Erscheinung treten durften, ebenso wie Groß-Gymnastiker Gleithmann. Und der Meister selbst? Lässt hoffentlich bald wieder von sich hören. Definitiv im Oktober auf der großen Leinwand. Dann soll
„00 Schneider – im Wendekreis der Eidechse“ in die Kinos kommen.
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