Überraschend viele Männer sind an diesem Samstag in den KunstPalast gekommen. Wahrscheinlich fast allesamt Opfer weiblicher Überzeugungskraft. Ein thematischer Reiz wird bei den Herren mit ziemlicher Sicherheit in den wenigsten Fällen eine Rolle gespielt haben. Denn wenn Ex-Missfit Gerburg Jahnke zu ihrer Mixed Show einlädt, geht es immer nur um eins: Frauen und ihre Probleme. Ob Schuhschmerzen, Kindergeschrei, würdevolles Altern oder wanderndes Bindegewebe mit der Neigung zur Klumpenbildung, das dann nicht mehr den Weg zurück zu seinem Ausgangspunkt findet – es sind immer die selben, vorhersagbaren Bereiche, die von Jahnke und ihren Gästinnen beackert werden. Das aber immerhin weitgehend gut.
Vor allem die Gastgeberin ist bestens gelaunt, charmant und charismatisch, Dauer-Pantheonikin Frau Becker für den Blumenschmuck ebenso dankend wie den Männern für ihr Kommen. „Ist das geil“, sagt
sie, auf das gut 1000-köpfige Publikum schauend. Dann legt sie los, redet über ihre „unglaublich bequemen Highheels“, formgebende Ganzkörperstrumpfhosen und Masturbation, erfreulicherweise ohne
dabei ins Peinliche abzurutschen. Aber auch nicht ins Politische oder Gesellschaftskritische: Zwar singt sie zusammen mit der omnipräsenten Barbara Ruscher ein Lied für Angela Merkel, aber dabei
geht es dann doch wieder nur um Hosenanzüge und Küsschen für Nicolas Sarkozy. Klatsch- und Boulevardthemen eben, Gala statt Zeitgeist. Eigentlich schade.
Ähnlich agieren die vier geladenen Kabarettistinnen: Sauerland-Export Frieda Braun will es muckelig, erzählt von den Bauchtanzverführungsversuchen von Trude, die mit ihrer kreisenden Platinhüfte
ihren Mann Rudi um den Verstand bringt, bleibt dabei aber in der Rezitation des Auswendiggelernten, spricht nicht frei und schon gar nicht kritisch. Übertrieben, überkandidelt und teilweise
einfach nur plump dann Andrea Badey, die mit viel Pathos und noch mehr Dekolleté über ihre verwelkenden Reize spricht („Die wichtigste Frage des Abends: Sehe ich gut aus?“), nur um gleich darauf
zu propagieren, dass man das Älterwerden ja überleben könne und sich von „Victoria-Beckham-Proletten-Verschnitten“ nicht die Show oder den Mann stehlen lassen müsse. Bei der großartigen
Müsteranerin Lisa Feller kommen zu letzterem, bei ihr sich ausdrückend in der Ablehnung der dürren Ex ihres Partners, noch die Sorgen einer jungen Mutter, die nachts mit Storchengang und
Fliegergriff die Kleinen so lange in den Schlaf wiegen muss, bis aus „La Le Lu“ der Rammstein-Song „Mutter wird“, während der Vater im Bett natürlich weiterschläft und von dem Tumult im
Kinderzimmer nichts mitkriegt. Warum nur immer diese Klischees, auch wenn sie so exzellent präsentiert werden wie in diesem Fall?
Am vielseitigsten zeigt sich noch Barbara Ruscher, deren Programm durch ihre Dauerauftritte in so ziemlich jeder Mixed-Show im Rheinland (und darüber hinaus) regelmäßigen Kleinkunst-Gängern
inzwischen hinlänglich bekannt sein dürfte. Mal ist sie entscheidungsschwach an der Shushibar, reagiert dann wieder allergisch auf die Bundesgartenschau, auf FAZ-gewickelte Akademikerkinder und
auf Christina Schröders Variante der Abwrackprämie (das Betreuungsgeld). Endlich mal ein kleiner Ausbruch aus der Monothematik. Doch mit Blick auf das Publikum wäre das noch nicht einmal nötig
gewesen: Bejubelt werden aber alle Künstlerinnen gleichermaßen. Sowohl von Frauen als auch von Männern. Insofern hat Gerburg Jahnke bei der Auswahl wieder ein glückliches Händchen bewiesen.
Kommentar schreiben