Caitríona O'Leary: Smaragd-Klänge jenseits des Pubs

Fröhlich aufspielende Geigen, flotte Flöten, brillante Rhythmen, dazu jede Menge lachender und vor allem steppender Menschen – all das gehört spätestens seit „Riverdance“ zum typischen Klischee irischer Musik. Ist ja auch nicht so weit von der Wahrheit entfernt, sieht man mal von den Tänzern auf den Tischen ab. Aber jenseits von Jigs und Reels hat die Smaragd-Insel noch mehr Traditionelles zu bieten: Etwa gälische Gesänge im „Sean nós“, im alten Stil, aus dem Mittelalter und der Renaissance stammend, einfach und doch wunderschön. Dies hat auch Caitríona O'Leary gezeigt, die zusammen mit dem Quartett Dúlra im Volksbankhaus für einen Abend der besonderen Art sorgte. Strahlend klar trug sie jene Lieder ihrer Heimat vor, die eben nicht für den Pub, sondern vielmehr für ganz besondere, intime Gelegenheiten reserviert sind, eigentlich unbegleitet und daher von Dúlra nur mit einer minimalistischen Begleitung unterlegt. Nichts durfte den beeindruckenden Gesang stören, übertönen, umlenken – alles war ausgerichtet auf O'Learys perfekte Intonation und ihre Verzierungen der alten Melodien.

Der kammermusikalische Charakter des Konzerts hatte jedoch nicht nur Vorteile. So verzichtete O'Leary auf jegliche Art der Moderation, selbst ein paar grüßende Worte blieben aus. Dadurch wirkte vor allem die erste Konzerthälfte, die gerade einmal eine halbe Stunde lang war, fast schon unnötig steif und distanziert, zumal Dúlra erst nach und nach ein paar zusätzliche Freiheiten gewährt wurden, sie dann im zweiten Teil lebhafter und energischer aufspielen durften und so langsam doch noch dem Titel „Ecstasy. Geantraí – Irish Songs of Joy“ gerecht werden konnten. Vor allem Bodhran- und Taburello-Spieler Andrea Piccioni sorgte für Begeisterung, als er gegen Ende des Konzerts mit einem langen, atemberaubenden Solo seine Meisterschaft unter Beweis stellte.

Auch in anderer Hinsicht war die Musik nach der Pause spannender: Caitríona O'Leary verzauberte, einmal ganz ohne Begleitung durch das Publikum schreitend, mit dem bewegenden „Ceann Dúbh Dílis“, während die Musiker von Dúlra (neben Piccioni noch Adrian Hart an der Geige, Éamonn Galldubh an Flöte und Uilleann Pipes sowie Kate Ellis am Cello) in den zunehmenden Instrumental-Partien Gas geben konnten und sich immer mehr der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts mit den beliebten lebensbejahenden Tänzen annäherten. Bis schließlich auch die sonst eher entrückt wirkende Sängerin endgültig aufgetaut war und in ihren „Sean nós“-Gesang ein flottes Lilting einbaute. Das Publikum war begeistert. 

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