Zaz: Wenn die Regenschirme winken

Da strahlt sie wieder, die quirlige, springfreudige Zaz. Regen? Egal. Auf dem KunstRasen strahlt die französische Sängerin genug genuine Leidenschaft aus, um die Nässe weitgehend zu ignorieren. Gut 4000 Fans sind in die Rheinauen gekommen, stehen auf der Wiese und jubeln dieser bezaubernden Fee zu, die in bester Stimmung auf der Bühne Gas gibt, Nouvelle Chanson, Jazz und Rock in den ihr eigenen Stil integriert und dabei so voller Poesie und Lebensfreude ist, so entspannt und unverwechselbar, dass das Wetter nun wirklich keine Rolle mehr spielt.

Im schlimmsten Fall werden eben die Regenschirme geöffnet, die dann anstelle der Arme vor der Bühne hin- und herschunkeln, so wie bei „Je veux“, auf das schon alle sehnsüchtig gewartet haben. Dancing in the rain – bei dieser Hymne auf jeden Fall.

Natürlich hat die als Isabelle Geffroy geborene Künstlerin auch ihr neues Album „Recto Verso“ im Gepäck, hat das Konzert gleich mit der Single-Auskopplung „On ira“ eröffnet, deren allzu poppiger Stil auf der CD zwar nicht ganz zu überzeugen vermag (da hatZaz schon deutlich Besseres abgeliefert), als Live-Stück aber durchaus trägt. Ruhiger und Nachdenklicher wird sie dann kurzzeitig bei „Si je perds“, bevor sie schnell wieder aufdreht. Lange melancholisch sein, das kann die 33-Jährige nicht. „J'aime le jazz“, ruft sie dann und setzt gleich einmal zum Scat-Gesang an, reiht bei „Les Passants“, „Comme ci comme ca“ und dem Charles-Aznavour-Cover „Oublie loulou“ fröhlich Silben aneinander, ohne dass dies aufgesetzt oder gekünstelt wirkt. Später gibt es sogar noch einen Ausflug in den Tango („La lune“) und eine kleine Stepp-Einlage, bei der „Mademoiselle 100.000 Volt“ zum Rhythmus eines Waschbretts ihre Stiefel fliegen lässt. Süß.

Erwähnenswert sind übrigens auch die Vorbands, die Zaz mit auf Tournee hat. Die belgische Keyboarderin und Sängerin Sarah Ferri machte den Auftakt, in dezenter kleiner Besetzung, stilistisch durchaus mit einer Light-Version von Isabelle Geffroy vergleichbar. Gewissermaßen die ruhigere Seite von Zaz. Ihr Gegenpol ist Nina Attal: Blueslastig, rockig, funky. Die Französin griff selbst gerne in die Gitarrensaiten, überließ die exzessiveren Soli aber ihrem exzellenten Kollegen Philippe Devin und feuerte stattdessen das Publikum an, machte es heiß auf den Rest des Abends: „Make some noise, make some noise“, rief sie. Auch ein Mittel gegen den Regen.

Doch Zaz wirkt besser. Die 33-Jährige verfügt über eine Ausstrahlung, die einzigartig ist und auf CDs nicht einmal ansatzweise erlebbar ist. Nein, Zaz muss man live erleben. So wie auf dem KunstRasen. Das Publikum ist sich dessen bewusst, feiert den flippigen Wirbelwind und ihre exzellente Band, zeigt sich bei den großen Hits zudem recht textsicher und kann sich am Ende der Hoffnung hingeben, dass die charmante Französin wiederkommt. Und vielleicht sogar die Sonne mitbringt. 

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