Tina Turner, Etta James, Janis Joplin: Die Vergleiche, mit denen Beth Hart teilweise belegt wird, legen die Messlatte für die 41-jährige US-Sängerin hoch. Aber nicht zu hoch, wie sie im
KunstPalast in der Gronau eindrucksvoll unter Beweis stellt. Mit unbändiger Kraft schleudert sie ihre Rock- und Blues-Songs in den Raum, die eigenen ebenso wie die Cover-Versionen ihrer großen
Vorbilder, von schwierigen Erfahrungen zehrend und sich zugleich gegen diese aufbäumend. „Ich lass mich nicht unterkriegen“, scheint die Botschaft zu sein, die Hart mit ihrer Musik vermittelt.
Auch nicht von der schwülen Hitze, die unter dem Zeltdach des leider recht schmucklosen KunstPalasts herrscht.
Es ist das erste Konzert an diesem Ort, der seinem Namen noch nicht einmal ansatzweise gerecht wird. Keine Spur von palastartigem Prunk, das Zelt hat eher den Charme einer Industriehalle. So
klingt es leider auch: Von den Stoffbahnen wird der Sound der Band störend reflektiert, draußen lässt sich die Musik um ein Vielfaches besser genießen als im stickigen Innern. Dort toben derweil
die Fans, die Missstände ignorierend. Knapp 900 sollen es laut Veranstalter sein, der für gut 2000 Leute ausgelegte Raum wirkt allerdings höchstens zu einem Drittel gefüllt. Lärm machen die
Besucher auf jeden Fall wie 1800, jubeln Beth Hart zu, spornen sie an, bringen sie erst recht auf Hochtouren. Alle sind innerhalb kürzester Zeit klatschnass – aber was soll's. Hart wiederum lässt
tief blicken, trägt ihr Leben auf der Zunge, die Leidenschaft für die Musik ebenso wie die inzwischen überwundene Sucht auf Tabletten und Alkohol. Letzteres hat dennoch Spuren hinterlassen: In
manchen Momenten erinnert die 41-Jährige, die ihre Abhängigkeit in dem Album „Leave The Light On“ (2005) verarbeitet hat, an Amy Winehouse oder eben doch an Janis Joplin, mit rauer und dreckiger
Stimme den Ray-Charles-Klassiker „Sinner's Prayer“ oder ihr eigenes „Better Man“ herausschmetternd. Doch dann zeigt sich wieder diese besondere Wärme in ihrer Stimme, den einige der größten
Jazz-Diven ihr eigen nennen konnten, vor allem in den Balladen wie dem von Gospelspuren durchzogenen „Sky Full of Clover“.
Immer mehr steigert sich Beth Hart in ihr Konzert rein, schmeißt das Programm kurzerhand um, gibt ihrer Band kurze Anweisungen und stürzt sich von Neuem in diesen Strudel aus Ergriffenheit,
Schmerz und Schweiß. Die Fans sind inzwischen berauscht von der Musik, spüren die Hitze nicht mehr, wollen weiter zuhören. Doch nach gut anderthalb Stunden ist Schluss. Gut für den Kreislauf.
Aber schade für die Seele.
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