Lisa Bassenge: In Gold gepellte Präsenzschwächen

 

Sie sei bei sich angekommen, habe sich gefunden, hatte Lisa Bassenge im Vorfeld ihrer „Wolke 8“-Tour erzählt. Eine selbstbewusste Aussage, voller Stolz auf das neue Album. Doch in der Harmonie bot sich leider ein anderes Bild: Erst in der zweiten Hälfte des Konzerts konnte die Berlinerin so langsam auftauen und ihre Stimme besser nutzen, wandlungsfähiger wirken und dynamischer. Auch das Zusammenspiel mit der oft schwächelnden Band Katapult hakte, so als ob nicht schon vor dem Studiobesuch, sondern erst jetzt die gemeinsamen Proben begonnen hätten. Nur ab und zu gelang es den Musikern, das Potenzial der Stücke voll auszuschöpfen. Zu wenig für so einen Auftritt.

Von Anfang an zogen sich die Probleme durch nahezu alle Aspekte der Bühnenshow. Lisa Bassenge, in einen körperbetonten goldfarbenen Glitzer-Catsuit gehüllt, in dem selbst ein Supermodel nicht ohne weiteres eine gute Figur machen könnte, sang sich durch die Lieder ihrer letzten beiden Platten, aber eingeengt klingend, ohne ihre spezielle Stimme sonderlich zu modulieren, sie den verschiedenen Musikstilen und den bissig-satirischen Texten anzupassen. Lediglich beim Opener „Lass die Schweinehunde heulen“, ohnehin einem der stärksten Titel des neuen Albums, war die nötige Spannung da, klang der Song so wie auf der CD. Danach aber sackte die Qualität ab, blieb das eigentlich scharfe „Van Gogh“ fad, die Ballade „Staub im Regal“ müde. Erst spät, nachdem der Tontechniker etwas mehr Hall hinein- und einige Spitzen herausgemischt hatte, gelang es Bassenge, dies wieder wettzumachen, sich mit einer Knef-Interpretation und ihrem Apfelbaum-Blues zu öffnen, frei zu wirken und authentisch. Doch genau bei diesen Songs steht der lyrische Witz, auf den Bassenge so großen Wert legt, eher im Hintergrund. Den zu zeigen, daran scheiterte die 39-Jährige meistens, sowohl gesanglich als auch in Mimik und Gestik: Direkt am Mikro blieb sie zu konzentriert, abseits davon hilflos. Es fehlte ein Quentchen Rampensau.

Eigentlich wäre es in dieser Situation die Aufgabe der Band gewesen, die Sängerin aufzufangen, ihr ein Fundament und damit die nötige Sicherheit zu geben. Doch die Katapulte hatten mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Künstlich klangen sie, bemüht und teilweise schlichtweg überfordert. So versuchte sich Gitarrist Christian Kögel, der früher am Abend mit einigen fetzigen Passagen positiv auf sich aufmerksam gemacht hatte, ausgerechnet in dem Knef-Song „Hörst du nicht mein Herz“ an einem Modern-Jazz-Solo mit dissonanten Klängen – letztere gelangen ihm zwar, trafen aber jeden Jazz-Fan schmerzhaft bis ins Mark. An anderer Stelle setzte Drummer Rainer Winch zu einer Tempo-Verdopplung an, nur um erst im letzten Moment zu bemerken, dass die anderen Musiker da nicht mitzuziehen gedachten. Ärgerlich und unnötig. Alles Fehler, die passieren können. Aber bitte nur im Probenraum.

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