Gerhart Polt & die Wellbrüder: Bayern-Satire mit Alphorn-Druck

Harfe, Tuba, Akkordeon, Gitarre, Trompete, Querflöte – es scheint kaum ein Instrument zu geben, mit dem die Wellbrüder Michael, Christoph (Stofferl) und Karl nicht vertraut wären. Die Bühne der Oper Bonn ist übersät mit Klangkörpern aller Couleur, immer wieder kommt ein neuer zum Einsatz, während die drei Bayern mit deutlichem, aber zumindest einigermaßen verständlichem Dialekt ihre satirischen Gstanzl zum Besten geben und über Kirche, CSU und Vetternwirtschaft spotten. Themen, die sie mit ihrem Co-Künstler Gerhard Polt gemein haben. Zusammen mit dem bissigen Kabarettisten sind die Wellbrüder für die Reihe „Quatsch keine Oper“ nach Bonn gekommen und sorgen trotz mancher Sprachschwierigkeiten immer wieder für tosendes Gelächter.

Während die Wellbrüder für das volkstümliche Element des Programms sorgen, mimt Polt eher die Vertreter der gutbürgerlichen bayrischen Schicht: Etwa den Kreissparkassenleiter, der dem verschuldeten Neffen eines Großkundens einen hochdotierten Kunstpreis überreicht, was natürlich reiner Zufall ist und von einer objektiven Jury so entschieden wurde. Auch als passionierter Autofahrer mit Neukaufabsichten und jeder Menge Extrawünschen oder als CSU-Devotionaliensammler, der sogar heilige Knochen und Häute sein eigen nennt und ein Museum zu bestücken gedenkt, zeigt sich der 70-Jährige mit bierernster Miene und scharfer Zunge. A propos Bier: Dieses Grundnahrungsmittel braucht Polt nach eigener Aussage natürlich ebenfalls, in regelmäßigen und großzügigen Margen. Auf einen fremden Lungenhering in einem Steinkrug, auf so einen hinterlistigen Auswurf kann er aber gut verzichten. Ein äußerst unappetitliches Thema, das Polt aber bewusst wählt – sonst hätte er über Politik reden müssen. Und das wäre eine bittere Pille gewesen.

Zwischen Polts satirischen Sketchen sind die Wellbrüder immer wieder für eine Überraschung gut. Mal spielen sie, angeführt von Stofferl an der Harfe, ein Flamenco-Solo, dann wieder ein Stück mit Drehleier und „Greensleeves“-Vorspann. Irgendwann holen sie gar ihre größten Stubeninstrumente hervor, die Vorgänger der Laubbläser: drei Alphörner, deren Köpfe im Publikum abgelegt werden müssen und mit denen das Trio dann ein Medley bekannter Melodien von den Beatles, den Comedian Harmonists und Beethoven spielt. Auch das ist nach Wellscher Definition Volksmusik im weitesten Sinne. Gleiches gilt für das großartige „40 Cent“, bei dem Stofferl als Gangsta-Rapper mit Milchzähnen die Preispolitik der Molkereiindustrie kritisiert. Und zum Schluss nehmen die Bayern dann sogar einige lokale Themen auf, gstanzlen über den Logopäden-Bedarf der Rheinländer, aber auch über den großen koreanischen R(h)einfall von Bonn, das WCCB. Pointen, die natürlich beim Publikum hervorragend ankommen, dass sich sowohl bei den Wellbrüdern als auch bei Gerhard Polt mit kräftigem Applaus bedankt.

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