„All you need is love“: Pilzkopf-Nostalgie von Anfang bis Ende

„I wanna be bigger than Elvis“ – das war Anfang der 60er Jahre das erklärte Ziel von John Lennon. Den King vom Thron stoßen. Größenwahnsinnig war das, der verklärte Traum eines Jungspunds aus Liverpool, der mit seinen Freunden in Hamburger Clubs Coversongs spielte und vom großen Durchbruch träumte. Der dann ja auch Wirklichkeit wurde. Die Geschichte dieses Welterfolgs hatte die als Musical angekündigte Show „All you need is love“ am vergangenen Montag auf der Bühne der Beethovenhalle zum Leben erweckt und damit vielen Fans vor allem aus der älteren Generation nostalgische Glücksgefühle beschert.

Mit der überzeugenden Coverband Twist & Shout war die Beatlemania für einen Abend wieder in Bonn präsent: Informativ, kurzweilig und mit einem Hit nach dem anderen. Einen beträchtlichen Anteil an der Show hatten dabei die frühen Jahre der Beatles: Die Zusammenarbeit mit Tony Sheridan und Bert Kaempfert als die Beat Brothers, dann schließlich die Erlösung durch Plattenhändler und Manager Brian Epstein und die ersten Aufnahmen in den heute legendären Abbey Road Studios nehmen die gesamte erste Hälfte des Programms in Anspruch. Twist & Shout wirken während dieser Jugendzeit nicht ganz so enthusiastisch, spielen aber dennoch souverän die ganzen alten Songs: „Love me do“, „Please please me“ und das ihrem Bandnamen entsprechende „Twist and Shout“ von Chuck Berry, das die Beatles damals trotz des Unmuts von John Lennon aufnahmen, weil ihnen ein zwölfter Titel für ihr erstes Album fehlte. Dazwischen erzählt ein Roadie ein paar Details aus dem Tourleben und sorgt für das Fortschreiten der Handlung. Und immer wieder erscheinen auf einer Leinwand Filmausschnitte, Originalaufnahmen von Konzerten, die die Pilzköpfe etwa im Cavern Club zeigten.

Blieb im ersten Teil noch ein wenig Zeit für einen etwas detaillierteren Blick auf die Geschichte der Fab Four, war nach der Pause ein Abspulen der großen Hits angesagt, die nach dem ersten Erfolg in den USA gewissermaßen im Minutentakt aus den Boxen schallten. „A hard day's night“, „Can't buy me love“, „Help“ - mit diesen Titeln wurden die Beatles tatsächlich größer als Elvis. Die Show fokussierte sich dementsprechend nur noch auf die Musik, die Charakterzüge der Beatles, zu Beginn immerhin angedeutet, spielten keine Rolle mehr. Auch Drogenkonsum und Indien-Aufenthalt werden nur angedeutet, von den internen Differenzen, die sich in der Band mehrten, erzählt lediglich der Roadie. Kein Problem für das immer begeisterter mitsingende Publikum, das zu dem Zeichentrickfilm von „Yellow Submarine“ sogar ganz ohne Band seine Text- und Melodiesicherheit unter Beweis stellte. Auch als die psychedelische Phase der Beatles auf der Bühne Einzug hielt, die Band in Fantasie-Uniformen an ihren Instrumenten stand und die Songs (vor allem vom Album „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“) immer ungewöhnlicher wurden, blieb die Stimmung auf einem hohen Niveau. Bis dann die Show mit dem letzten Konzert der Beatles auf dem Dach des Apple-Studios, Stücken wie „All you need is love“ und „Hey Jude“ und Standing Ovations des Publikums endete. 

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