Wie gut, dass es treue Fans gibt. Fans, die jede Strophe kennen, jedes Mitsingspiel mitmachen, für gute Laune sorgen und dafür nicht allzu kritisch auf Text- oder Melodieniveaus schielen. Fans, die für die Monsters of Liedermaching das Lebenselixir sind. Auf diese Leute konnten sich die sechs gemeinsam musizierenden Solokünstler auch bei ihrem Auftritt im Bonner Pantheon verlassen, in dem sie einen Song nach dem anderen herunterschrammelten oder hervorzauberten, mit fließenden Wechseln für Dauerbeschallung sorgten. Hauptsache Abwechslung und Partystimmung. Beides gelang. Doch zugleich fuhr die Qualität Achterbahn.
Die Monsters setzten natürlich auf ihr bewährtes Konzept: Einer sang und spielte sein Lied, die anderen unterstützten mit Harmoniegesang und gelegentlichen Sondereinlagen. Danach wurde in braver
Ringelrein-Tradition gewechselt. Jeder durfte mal, jeder konnte seinen eigenen Stil einbringen. Und so stand schließlich Wunderschönes neben Marginalem, Lyrisches neben Obszönem. Während einige,
allen voran der fantastische Rüdiger Bierhorst, in poetische Tiefen vordrangen und feine Melodien zu musikalischen Sahneschnitten formten („rein mathematisch gesehn“, „Blues“ oder das vom Tempo
an Ulrich Roski erinnernde „Timing“), sangen andere mit banaler Zwei-Akkord-Akustik-Neo-Punk-Musik von ihrem Traum, eine Kackwurst zu sein oder eine Diät mit Salamandervorhäuten zu überstehen.
Wobei letzteres einige Dauerschwätzer im Publikum zumindest vorübergehend dazu brachte, sich dem unausweichlichen Massengegröle anzuschließen – bei den schönen Balladen mussten sie sich dagegen
lautstark unterhalten, wohl um die ihrer Meinung nach viel zu ruhige Stimmung zu unterminieren.
Zwischen diesen beiden Extremen, bei denen leider die Punk-Attitüden eines flotten Totten in der Überzahl waren, legten die Monsters ihre übliche Mischung hin: mitreißend-verrückte
(„Schlittschuhfahren“), gesellschaftskritische („Kleines Punkermädchen“) oder versaut-satirische („Psychoanalytiker“) Songs, die vom Publikum quer durch die Bank begeistert aufgenommen wurden.
Dazu trug aber auch die unverkrampfte Haltung der Monsters bei, die gerne mal ein Intro viermal spielten, weil es so schön war, mit den Fans herumalberten oder mit viel Getöse zusätzliche
Instrumente auspackten. Vor allem Fred Timm sorgte einmal für jede Menge Lacher, als er eine Blockflöte mit der Nase und eine andere mit dem Mund spielte und dabei ein wenig in Luftnot geriet.
Absurd? Auf jeden Fall. Aber das gehört zu einem Monsters-Konzert dazu. Ein Schuss Anarchie für Bühne und Publikum. Der in der richtigen Dosierung sogar ungemein wohltuend ist, in der falschen
dagegen zu Kackwürsten führt. Oder schlimmerem.
Doch letztlich misst sich der Erfolg eines Konzerts vor allem an der Begeisterung des Publikums, die im Pantheon dank der treuen Fans auf einem durchweg hohen Niveau blieb. Und die tatsächlich
ansteckend war. Bei einigen Songs half es dennoch, das Gehirn auf Durchzug zu stellen. Aber das ist bei Achterbahnfahrten nicht ungewöhnlich.
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