Rhythm of the Dance: Der Charme eines welkenden Kleeblatts

Offensichtlich ist der Hype vorbei, irische Step-Shows nicht mehr so gefragt wie noch vor einigen Jahren. Zumindest lässt „Rhythm of the Dance“ das vermuten: Der Produktion, die kurzfristig von der Beethovenhalle in das halb so große Brückenforum verlegt werden musste, schaffte es einfach nicht, selbst den neuen Aufführungsort zu füllen. Etwa ein Drittel der Stühle blieben am Dienstag leer, während die Tänzer auf der Bühne in einer Art Nummern-Revue mit ihren Füßen den Takt angaben. Und dabei nur halb zu überzeugen wussten: Technisch exzellent, emotional aber welkend konnte „Rhythm of the Dance“ die Erwartungen nicht ganz erfüllen.

Dabei ist „Rhythm of the Dance“ beileibe keine Amateur-Show – Auftritte auf der Akropolis, im Kreml und in der Halle des Volkes in China belegen dies ebenso wie die demonstrierte Tanzmacht des Ensembles. Doch zumindest in Bonn fehlte das Flair, der Zauber der grünen Insel. Ebenso wie eine überzeugende Geschichte, die durch die bemühte Konstruktion im Programmheft nicht erreicht wird und die sich auf der Bühne auch nicht wiederfindet. Ebenfalls kaum vorhanden war eine gewisse Leichtigkeit und Unbeschwertheit – Stattdessen sorgen vor allem jene Nummern für den größten Applaus, in denen die männlichen Tänzer mit animalischer Energie einen krachenden Rhythmus aufs Parkett legen, ganz ohne musikalische Begleitung. Nur dieses armeehafte, perfekt choreographierte Stampfen, bei dem tatsächlich Reminiszenzen an die großen 70-köpfigen Shows der 90er Jahre wach wurden. Beeindruckend – aber nicht bezaubernd.

Einen beträchtlichen Anteil an der fehlenden Strahlkraft von „Rhythm of the Dance“ hatte leider die Musik, die oft nur aus den Boxen plätscherte und im Brückenforum beinahe unterging. Schon mal der erste Fehler. Doch auch emotional konnten die Songs nicht überzeugen: Zu eintönig wirkten sie, zu austauschbar. Gut, ab und zu tauchten drei junge irische Tenöre auf und sangen mit ihren schönen, geschliffenen Stimmen mehr oder weniger leidenschaftlich einige alte Volksweisen, begleitet dann nicht etwa von der Band auf der Bühne, sondern von eingespieltem Playback – wie dies in das Gesamtkonzept der Show passen sollte, blieb allerdings unklar. Immerhin waren es wenigstens kleine Ausrutscher aus dem engen musikalischen Korsett, in dem ansonsten die fünf Instrumentalisten agierten. Immer die selben Reels und Jigs, keine Abwechslung, keine Freiheit, kein Slow Air wie „Caoineadh Chú Chulainn“, kein elegantes Stück wie „Countess Cathleen“. Schade – es hätte der Show gut getan.

Letztlich ist das Fazit des Abends durchwachsen: So bemerkenswert die technische Ausführung der Tänzer auch war, so enttäuschend war zugleich der Schild der Nüchternheit, der die gesamte Show umschloss, keinen Funken überspringen ließ, keine Magie, keine Freude. Nur in manchen Momenten funkelte etwas: Etwa wenn die Männer – und später eine Frau – im Rhythmus der Bodhran steppten, sich mit der Trommel einen Wettkampf lieferten und sich auf einmal in ihrem Tanz zu verlieren schienen. Charmante Ausnahmen. Kleine grüne Stellen in einem ansonsten welkenden Kleeblatt.

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