PPP: Mister Bonnbastic und die Karnevalssekte

Eigentlich wäre der Weltuntergang gar keine so schlechte Sache gewesen. Denn dann hätten all die Seher, die am Mittwoch bei der offiziellen Premiere des Pink Punk Pantheon gemeinsam einzogen und ihre Prophezeiungen für die Zukunft Bonns verkündeten, definitiv falsch gelegen. Keine Millionengräber in den Rheinauen, keine Verödung Bad Godesbergs durch einen Wegfall der Kammerspiele, keine weiteren Defizite. Zugegeben, bislang sind das alles nur Schatten in der nebulösen Zukunft, Möglichkeiten – aber können so viele Orakel sich irren?

Doch die Welt besteht weiter, denn sonst würden diese Worte nur auf blinde Augen und taube Ohren stoßen. Also muss man sich der drohenden Entwicklungen stellen – und nebenbei ein bisschen Spaß haben. Mit Galgenhumor geht vieles einfacher. Dachte sich zumindest das PPP-Ensemble, das unter der Regie von Molly Spitta ein fantastisches, teilweise erfreulich böses Drei-Stunden-Programm zusammengestellt hat und dabei kaum ein derzeit relevantes Thema außen vor lässt: Vereins- oder Griechenland-Pleite, stark pigmentierte Finanzmittel im Tarnmodus, Deutsche-Bank-Chef Fitschen, die Erziehungsproblematik bei Menschen und Hunden, Wölfe im Kottenforst oder bedrohliche Brückensperrungen gehören dazu. Und natürlich Jürgen Nimptsch.

Ach ja, der Herr Nimptsch. Bonns Oberbürgermeister steht derzeit von allen Seiten in der Kritik, muss sich für Alleingänge (Prüfung einer Zusammenlegung der Opern Bonn und Köln) ebenso rechtfertigen wie für WCCB-Weiter- und Festspielhaus-Neubau. Dabei ist all das essentiell, um Weltstars in die Beethovenstadt zu locken. Und wenn die nicht kommen, fragt das PPP? Macht's Herr Nimptsch (einfach genial: Tunç Denizer). Bruce Springsteen imitiert er mit Hilfe der großartigen Hausband Pützchens Riot ebenso wie Italien-Rocker Zucchero, dessen Hit „Senza una donna“ vom Stadtoberhaupt zu „Sind sie ein Bonner“ umgewandelt wird. Ein ähnliches Schicksal widerfährt Michael Jackson und Marlene Dietrich – Mister Bonnbastic überstrahlt sie alle.

Na ja, fast alle. Denn über dem eigentlichen Geschehen auf der Bühne thronen zwei, die sich nicht so schnell die Butter vom Brot oder gar das Kölsch aus der Hand nehmen lassen: Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich), die als rheinische Antwort auf Waldorf und Statler so ziemlich alles kommentieren, was ihnen unter die Nase kommt. Bis auf die Alkoholika – die werden einfach getrunken.  Die beiden altgedienten Vereinsmeister des FKK Rhenania wollen den ganzen Jungspunden schließlich zeigen, was Komasaufen wirklich bedeutet, auch wenn das dazu führt, dass etwa Hermann eine Elegie auf die Angie Merkel singt. Manches muss man eben verkraften.

Während Fritz und Hermann also dem Nachwuchs die Freuden von Kölsch und Korn näherbringt, zeigt dieser dem Duo die Feinheiten der scharfen Satire. So ist das Schattenspiel-Gespräch zweier gequälter Funkenmariechen (Beate Bohr und Gabi Busch), die vor den die Weltherrschaft anstrebenden Karnevalssekten warnen und sich die Mitglieder mit Schunkelzwang und Marschmusikfolter gefügig halten, ebenso ein Highlight wie der tiefschwarze Besuch beim Verfassungsschutz, der sicherheitshalber gleich alles Verdächtige in den Schredder steckt. Inklusive der Mitarbeiter. Böse – und gerade deswegen so gut. So steht nach drei Stunden voller köstlicher Sketche beim Ausklang mit durch Karnevalstexte versüßten Simon-and-Garfunkel-Hits fest: Ohne den PPP würde der fünften Jahreszeit das Sahnehäubchen fehlen. Da kann die Apokalypse ruhig noch etwas warten.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0