Martin Schmitt: Warnung vor der Marderarmada

etziger Boogie Woogie, gefühlvoller und beizeiten auch äußerst kraftvoller Blues – aber auf bairisch! Jenem Dialekt, der immer wieder mit zünftiger Volksmusik in Verbindung gebracht wird, aber kaum mit den genannten Musikstilen. „Des geht ned guad“, mag man da vielleicht denken, und ist schon mitten drin im Programm von Martin Schmitt, der am Donnerstagabend im leider nur mau besetzten Pantheon-Casino seine neue CD „Aufbassn“ vorstellte.

Doch es ging gut – sogar sehr gut. Schmitt, der sonst auch mal gerne vor mehreren hundert Gästen spielt, ließ sich von dem unerwartet kleinen Rahmen nicht die gute Laune verderben, grüßte jeden Zuhörer persönlich und bewies dann, dass der Blues in jeder Sprache funktioniert. Etwa beim wunderbar ruhigen, melancholischen „Nimma dahoam“ oder dem frech-groovenden Titelsong „Aufbassn“, bei dem das Publikum gleich mal in die Pflicht genommen wurde und den auch für Rheinländer gut verständlichen Refrain mitsingen durfte. Pfiffige Texte mit feinem Humor: Nicht mit der Brechstange, sondern mit dem Dietrich öffnete Schmitt die Ohren der Zuhörer für den ihm eigenen Witz, den er unter anderem in „Sehnot“ beweist. Oder in „Der Marder war da“ – beziehungsweise auf bairisch „Damadawada“. Dieser kleine miese Nager ist nämlich, so Schmitt, an so ziemlich jedem Missgeschick schuld, beißt tief ins Preservativ und in Motorschläuche und verfolgt den armen geplagten Jazzer im Traum mit einer ganzen „Mada“-Armada. Großartig!

Neben den Eigenkompositionen, die Martin Schmitt auch alle selbst geschrieben hat (dies musste er, so erzählt er grinsend, zuletzt tatsächlich einer Frau nach einem Konzert bestätigen), griff der 44-Jährige tief in die Trickkiste: Mit herausragender Virtuosität (und deutlich schneller als gewöhnlich) spielte er etwa Rachmaninoffs berühmte Prelude in C-Moll, nur um dann das Tempo noch weiter anzuziehen und in den „Russian Rag“ überzugehen. Überhaupt liebt Schmitt die schnellen Stücke der späten 20er Jahre: Ob „Pine Top's Boogie Woogie“ oder der brasilianische Choro „Tico-Tico“, der Bayer gab Gummi. Erstklassig – wer dieses Konzert trotz einer grundsätzlichen Begeisterung für Blues, Boogie und Stride verpasst hat, sollte sich jetzt ein Monogramm in den Bauch beißen. Als Mahnung, sich Martin Schmitt beim nächsten Mal nicht so einfach entgehen zu lassen. Denn wiederkommen will er schon – wenn der Marder ihn lässt.

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