Lars Duppler Trio: Wikinger beim Modern Jazz

Das Land des Eises und des Feuers hat eine ganz eigene Klangwelt. Lars Duppler kennt sie gut – der Sohn eines Deutschen und einer Isländerin hat schon als Kind die Kinder- und Weihnachtslieder des Nordens vorgesungen bekommen. Nun hat er sich auf eine musikalische Spurensuche begeben, indem er traditionelle Songs neu arrangierte, eigene Kompositionen schrieb und in der Nähe des Polarkreises in einem alten Fischtran-Silo ein Album aufnahm. Das Ergebnis präsentierte der Kölner Pianist im Rahmen des Beethovenfestes in der Post Tower Lounge: Komplexe, meditative, teils aber auch extrem schräge Jazz-Klänge, die eines besonderen Blickwinkels bedürfen, um wirklich erfahrbar zu werden. So ähnlich wie Elfen und Trolle.

„Die Umgebung und die Musik müssen zueinander passen“, sagte Duppler zu Beginn des Konzerts. Und Island mit seinen Lavafeldern, Gletschern und Wüsten stelle eben besondere Anforderungen, denen sich jedes Mitglied des Trios auf seine Weise stellte. Duppler selbst versank förmlich in seiner Musik, blieb dabei aber ungeheuer präzise, konzentriert, gegenwärtig. Bassist Philipp Bardenberg sang dagegen die Melodie lautlos mit, wippte mit mindestens einem Körperteil immer im Takt – ein teilweise übertriebener, verstörender Anblick. Gast-Gitarrist Johannes Behr hielt sich weitgehend zurück, setzte aber an manchen Stellen psychedelisch anmutende Akzente. Und der herausragende Drummer Jens Düppe brillierte mit seinen kreativen Ideen bei jedem Song aufs Neue: Mal sorgte ein Tischtennisball in einem Blechdeckel für den richtigen Sound, dann wieder waren es Blumentöpfe. Grandios.

Nicht nur für die Musiker war die Beschäftigung mit den isländischen Einflüssen eine Herausforderung, auch das Publikum hatte zu kämpfen. Vor allem in der ersten Hälfte des Konzerts waren die Stücke des Lars Duppler Trios teilweise zu anstrengend, zu abgedreht, zu fremdartig für manche Ohren. Aber vielleicht bedurfte es auch einfach nur einer gewissen Eingewöhnungszeit, einer Neu-Ausrichtung der Sinne. Die vertonten Rimur der zweiten Hälfte, musikalische Ausarbeitungen volkstümlicher nordischer Gedichte, waren auf jeden Fall deutlich angenehmer – verspielt, cool, teilweise sogar funkig. Und doch lugte immer wieder ein seltsamer Klang hervor. Muss der Gesang der Elfen und Trolle gewesen sein.

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