Culcha Candela: HipHop-Boygroup liefert Partybässe

Tausende Hände sind in der Luft, viele halten ein Tuch, eine Fahne oder ein Shirt: Hauptsache ein Stück Stoff, weil die Jungs von Culcha Candela das aus irgendeinem Grund ganz toll finden. Das Berliner Multikulti-Kollektiv, das mit ihrem synchronen Tanzstil und den aus den Hosen hängenden Schnuffeltüchern auf dem KunstRasen wie die Backstreet Boys des Hip Hop wirken, haben ohne Zweifel ein Händchen für exzellente Partystimmung.

Der Starkregen, der am frühen Abend Bonn heimsuchte und zahlreiche Besucher bis auf die Knochen durchnässte, ist in den Köpfen der Fans nicht mehr länger präsent, auch wenn der aufgeweichte Boden die Schuhe der gut 2500 Besucher noch mit einer bräunlichen Patina überzieht. Einfach ignorieren – jetzt wird getanzt. „Wir wollen feiern, wir wollen Party, wir wollen Bässe im Ohr“ singt das Publikum; und Culcha Candela liefert wie gewünscht.

Dabei sah es zunächst nicht so aus, als würde der Abend ein Erfolg werden. Nach dem Regen tat sich auf der Bühne lange Zeit nichts: 19 Uhr als offizieller Konzertbeginn verstrich ebenso wie 20 Uhr, während das Publikum durch gelegentliche Ansprachen über die Boxen etwas lieblos angeheizt wurde. Vorband beziehungsweise die im Programm angekündigten Special Guests fielen wohl im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Schließlich senkte sich aber dann doch das große Tuch mit dem Culcha-Candela-Logo, das HipHop-Sextett legte los. 20.15 Uhr, Zeit für den Hauptfilm. Tücher und Hüften kreisten, fetzige Dubs und Clubsounds ließen die Menge in Ekstase fallen, die sich bei Hits wie „Ein bisschen Gaga“ oder dem erfreulich kritischen „Schöne neue Welt“ (leider inzwischen eine Ausnahme bei Culcha Candela) ausgesprochen textsicher zeigte.

Immerhin weiß Culcha Candela ganz genau, was die Fans hören und vor allem sehen wollen: Gestählte Körper (weswegen etwa Itchyban oder Johnny Strange auch gerne ihre Sixpacks präsentieren), heiße Moves, dazu Beats zum Abtanzen. Liedinhalte sind da Nebensache – und so wird ein Proll-Song wie „Am Start“ („Hey Girl deine Vollausstattung bringt mein Benzin in Wallung“) ebenso bejubelt wie das grandiose „Hungry Eyes“, mit dem Culcha Candela beweisen, dass sie mehr drauf haben als nur gute Disco-Mucke. Die allerdings unabhängig von der lyrischen Qualität hervorragend funktioniert: Bei „Von allein“ oder „Hamma!“ tanzt der gesamte KunstRasen enthusiastisch mit, folgt den Anweisungen der Band präzise und kreischt sich am Schluss die Seele aus dem Leib. „Bonn, habt ihr noch Energie?“ Blöde Frage.

Nach zwei Zugaben und insgesamt 18 Songs ist dann Schluss. Schon – das Konzert dauerte nur knapp 90 Minuten. Hat aber gereicht: Viele Fans sind wieder klatschnass. Und diesmal auch noch glücklich darüber. 

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