Bernd Stelter: Froh zu sein bedarf es wenig...

„Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen glücklich zu sein“, sagte einst der große Voltaire – ein Motto, dass sich auch Bernd Stelter auf die Fahnen geschrieben hat. Der Gute-Laune-Bär der deutschen Comedy tat am Freitagabend im ausverkauften Haus der Springmaus in Bonn alles, um die Mundwinkel seines Publikums entgegen der von der Bundeskanzlerin vorgegebenen Richtung auszutarieren. Lachen ist schließlich die beste Medizin gegen den vorherrschenden Pessimismus – und fördert zudem das allgemeine Wohlbefinden. Für dieses hehre Ziel ist Doktor Bernd jedes Mittel recht, selbst wenn er sich dabei zum Affen machen muss. Ist ja für eine gute Sache. Hauptsache das Publikum lacht, worüber, ist zweitrangig.

Zunächst versuchte Stelter es am Freitag jedoch mit konservativer Medizin, verwies neben Voltaire auf Gottfried Wilhelm Leibniz und Karl Popper, legte mit Witz die Ideen der Philosophen dar – half nichts, die Patienten schmunzelten nur. Härterer Stoff musste her: Erst als Buddhismusfan Helmut mit stellenweise köstlichen Bonmots („Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen“) und dann als pubertärer Voll-Proll mit Goldkettchen, Basecap und dem dazugehörigen Idiom (neudeutsch: Teen-Speak) ging der sonst eher etwas bieder wirkende Glücksapostel in die Vollen. Das von ihm immerhin als „mental al dente“ gelobte Publikum war begeistert, vor allem von der modern-kreativen „Froschkönig“-Version der Gebrüder.

Doch Bernd Stelter wollte mehr: Mehr Gelächter, mehr Gejohle, mehr gute Laune zum bösen Spiel. Also schnell mal das Niveau senken und sich in einer langatmigen Fitness-Nummer zum bereits erwähnten Primaten machen. Step, Step, Step, Turn, Power and Speed – während Stelter schwitzte, jubelte das Publikum. Aus welchem Grund auch immer. Wahrscheinlich weil sich da jemand freiwillig anstrengte, während man unten im Saal schon beim Gedanken an die gezeigten Aktionen ins Schwitzen kam. Bernd, das hast du doch nicht nötig, du kannst es besser.

Aber anscheinend ist besser nicht unbedingt gewünscht. Zeigte sich auch bei den Liedern des passionierten Sängers und Komponisten Stelter. Sein politisch motiviertes, musikalisch und lyrisch hervorragendes „Ikarus“, das sich ohne weiteres mit Nummern von Konstantin Wecker oder Reinhard Mey messen könnte, wurde höflich beklatscht – bei der peinlichen Tanznummer „Liebelein“, die höchstens in eine Karnevalssitzung oder auf ein Amigos-Konzert passen würde, dreht der Saal dagegen völlig ab. Schließlich konnte man da fröhlich mitklatschen.

Das Publikum hatte auf jeden Fall seinen Spaß. Einige kommentierten gar die Geschehnisse auf der Bühne mit, bemitleideten den sich irgendwie immer wieder verletzenden Helmut oder versuchten, witziger als Bernd Stelter zu sein. Was einmal sogar gelang: Auf die Frage „Wie oft lacht ein Erwachsener im Schnitt pro Tag“ kam von einem Gast nur die trockene Gegenfrage „Ledig oder verheiratet?“ Das musste selbst der erfahrene Comedian Stelter lachen, der immer wieder versuchte, die heile Schlager- und Karnevalswelt mit der philosophischen und politischen Wirklichkeit zu vereinen. Doch noch mal ein Wort zu Wulff, Guttenberg, Merkel und Rösler, Spritpreisen und wüsten Rotlichtorgien von Wüstenrot. Am Schluss siegte aber der Schlager, dessen Niedergang laut dem goldgewandeten Stelter auch mit den sinkenden Mundwinkeln zusammenhängt. Also kleine Einspieler gebracht, Anita, Heidi und die Biene Maya zum Leben erweckt – und die Stimmung ist wieder top. Operation gelungen, Patient lacht. Zumindest bis die Rechnung kommt.

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