Rheinland Ahoi: Drei Mann in einem Boot

Geschichte hat immer mindestens zwei Seiten – und über die kann man trefflich streiten. Dies haben Chef-Pantheon-Kabarettist Rainer Pause in seiner Rolle als Rhenania-Präsident Fritz Litzmann und der Sauerländer Historiker Martin Stankowski bei der Premiere ihres neuen „Rheinland Ahoi“-Programms am Dienstagabend dann auch getan. Während das Schiff „Rheinprinzessin“ gemütlich Richtung Remagen tuckerte, unterhielten die beiden so gegensätzlich auftretenden Persönlichkeiten (sowie ein dritter, an dieser Stelle aus Spannungsgründen noch anonym bleibender Gast) die gut 200 Gäste mit historischen Begebenheiten und stellenweise absurd wirkenden Anekdoten. Eine genüssliche und zugleich lehrreiche Reise.

 

Sonderlich zufrieden ist Fritz Litzmann mit dem Vortrag von Martin Stankowski scheinbar nicht. Wie könnte er auch, immerhin versucht hier gerade ein Sauerländer, etwas über die Geschichte des Rheinlandes zu erzählen. Woher kommt es, wohin geht es und wo war es in der Zwischenzeit – um diese Fragen zu beantworten, muss man doch ins Detail gehen. Natürlich ohne Bonn, das immerhin deutlich „älter ist als wie Köln“ und auch mindestens doppelt so schön, zu verunglimpfen. Während Stankowski also einfach nur trockene Fakten präsentiert, übernimmt Dauerstotterer Litzmann den wichtigen, den korrigierenden und vor allem meistens den anekdotischen Teil. Sofern sich das nicht überschneidet, wie etwa bei der Krönung von Friedrich dem Schönen im Jahr 1314 – da ist der Akt der Krönung das Wesentliche, weniger die Tatsache, dass sie vor lediglich 30 Gästen stattfand und der König anschließend in das zuvor als Thron dienende Weinfass hineinfiel, was Stankowski Litzmann genüsslich unter die Nase reibt.

 

Die beiden Herren bilden ein faszinierendes Paar: Der trockene Historiker Stankowski und der feucht-fröhliche, gerne mal eine Hommage auf den Rhein singende Litzmann kabbeln und trietzen sich eigentlich ständig, obwohl sie so vieles gemeinsam haben. Die Liebe für das Rheinland und für seine Geschichte ebenso wie eine gewisse Distanz (im Falle von Litzmann gar eine Abneigung) zum rechten Rheinufer. Auch lassen sie fast kein gutes Haar am ehemaligen Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer sowie an der Bonner Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, die Stankowski als Beleg für eine seiner Thesen anführt: „Der Kölner klüngelt für sich selbst, der Bonner für andere“. Na ja, historisch vielleicht nicht sonderlich korrekt – unterhaltsam ist diese Passage aber in ganz besonderem Maße.

 

Den Höhepunkt dieser amüsanten und kurzweiligen Rheinfahrt bildet trotz aller Bemühungen Stankowskis und Litzmanns dann aber der Auftritt eines besonderen Gastes: Des Kabarettisten Sebastian Puffpaff. Scharfzünnig und hintersinnig kommentiert er die NRW-Landtagswahl, sucht verzweifelt nach irgendjemandem, der die Koranverteilung der Safalisten bezeugen kann („Da fühlten sich die Leute mit dem Wachturm vielleicht nicht mehr so alleine“) und lässt selbst die Flucht zweier Gefangener aus dem Lager auf Guantanamo nicht außen vor („Da gehen zwei Schläfer an drei Wachen vorbei“). Böse, bissig, gut. Und so geht denn auch nach der dreistündigen Fahrt jeder mit einem Lächeln von Bord.

 

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