Knallblech: „Habt ihr Bock auf Party?“

Abba, Lady Gaga, Gerry Raferty, Boney M, Robin Schulz: alles in Blech. Und alles mit Techno-Beats. Was wirklich hervorragend klingt, zumindest wenn Knallblech diese Transformation vornimmt. Die jüngste Brass-Kombo aus der Musik-Brutstätte des Kardinal-Frings-Gymnasiums, das immerhin schon die Bands Querbeat und Druckluft hervorgebracht hat, bedient sich für ihre erste Tour frei nach dem Motto „the Beat goes on“ ausgiebig in der gesamten Pop-Geschichte, verschmilzt Klassiker und Chart-Erfolge unter Einbeziehung eines DJs zu einer ganz eigenen Melange und schmettert das Ergebnis dann grinsend dem Publikum um die Ohren. Jetzt haben Knallblech erstmals in der Harmonie gespielt, dort aber dennoch Heimspiel gehabt – und angesichts der Stimmung im Saal dürfte dies erst der Anfang gewesen sein.

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WDR Kabarettfest: „Wir brauchen mehr Ruhrgebiet“

Bewegte Zeiten stellen Kabarettisten vor immense Herausforderungen, zumindest wenn sie aktuell sein wollen. Einmal umgedreht, schon hat sich die Weltlage wieder verändert – also alles neu schreiben. Was insbesondere bei einer Radio-Aufzeichnung, die erst anderthalb Wochen später ausgestrahlt wird, ein klitzekleines Zeit-Problem aufwirft. Dennoch haben die Künstlerinnen und Künstler, die am vergangenen Donnerstag beim WDR Kabarettfest im Pantheon aufgetreten sind, die Herausforderung angenommen und zumindest die ein oder andere Pointe gewagt, die schon überholt sein könnte, wenn sie denn endlich über den Äther geht. Das Live-Publikum hat schlichtweg nicht weniger verdient. Und der Ruf der Künstlerinnen und Künstler erst recht nicht.

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King King: Zwei Könige des Bluesrock

Zumindest im Bluesrock sind zwei Könige besser als einer: Am vergangenen Sonntag haben King King in der Harmonie wieder mal so richtig Gas gegeben und eindrucksvoll bewiesen, dass die Schotten in der Tat auf den Bühnen dieser Welt zu Hause sind. Frontmann Alan Nimmo, der inzwischen auch seinen Bruder Stevie in die Band geholt und sie damit zu einer Erweiterung der Nimmo Brothers gemacht hat, forderte auf jeden Fall röhrend sein Heimrecht ein und präsentierte im Gegenzug kraftvolle Zwölftakter mit dem ein oder anderen Soul-Einschlag, die beim Publikum hervorragend ankamen. Und auch wenn es später etwas ruhiger wurde, mitunter fast schon schmalzig, blieb der wuchtige Grundtenor doch erhalten.

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United for Ukraine: Orchestraler Jazz in Perfektion

Es ist nichts ungewöhnliches, dass sich Jazz-Musiker bei der Klassik bedienen. Dass jedoch ein vollständig besetztes Orchester die Werke eines Jazzers spielt, hat immer noch Seltenheitswert, auch weil es eines Komponisten bedarf, der beide Welten gleichermaßen gut zu denken versteht. Jemanden wie Lars Danielsson, der jetzt im Rahmen eines Benefizkonzerts für die Ukraine zusammen mit seinem Quartett Liberetto und dem Beethoven Orchester Bonn (BOB) unter der Leitung von Dirk Kaftan ein furioses Konzert im Telekom Forum spielte und dabei bewies, wie brillant zeitgenössische Musik klingen kann, wie frei und aufstrebend, wie schön und wie bewegend. Bei dieser Gelegenheit stellte zudem die noch recht junge Grizzly Jazz Foundation ihre neue Stipendiatin Kateryna Kravchenko vor.

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Ohne Rolf: Schreibfehler im Jenseits

Gott ist ein Hase. Mit Echsenhänden. Und einem Fahrrad. Oder vielleicht ist es doch dieser seltsame Schwarzmagier mit dem großen Hut, der ihm gegenübersteht? Wer ist denn nun Gott, und wenn ja, wie viele? Und was haben diese beiden absurden Inkarnationen in einem Programm von Christoph Wolfisberg und Jonas Anderhub zu suchen, die gemeinsam als das Duo Ohne Rolf dem gesprochenen Wort abgeschworen haben und sich als begnadete Blattländer grundsätzlich nur mit der Schriftsprache in all ihren wunderschönen Ausprägungen verständigen? So viele Fragen, so wenige Antworten. Doch ein paar gibt es im Bonner Pantheon dann doch.

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BuJazzO + NJJO: Freundschaftsspiel mit starken Grooves

Anstoß BuJazzO: Diesen kleinen Fußballverweis konnte und wollte sich Dominik Seidler, Projektleiter des Bundesjazzorchesters beim Deutschen Musikrat, im Kölner Stadtgarten nicht verkneifen. Immerhin stand der Nationalauswahl der Bundesrepublik in Sachen Jazz an diesem Abend ihr Gegenstücke aus der Oranje gegenüber – beziehungsweise zur Seite, denn schon bei der Besetzung zeigte sich, dass von einem Duell keine Rede sein konnte. Vielmehr präsentierten das BuJazzO und das Nationaal Jeugd Jazz Orkest (NJJO) ein Freundschaftsspiel, bei dem man sich gegenseitig aushalf, immer wieder in gemischten Formationen spielte und das Miteinander über das Gegeneinander stellte. Das Ergebnis war ein überaus spannendes Konzert mit ganz unterschiedlichen Facetten – und mindestens zwei Gewinnern.

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Colosseum: Musik für die Lebenden und die Toten

Ab einer gewissen Brillanz ist das Alter für Musiker offenbar zweitrangig. Wer will schon Keith Richards und Mick Jagger sagen, dass sie so langsam mal kürzer treten sollen? Wer will dies Chris Farlowe und den anderen Herrschaften von Colosseum raten, vor allem nachdem die legendäre Jazzrock-Formastion in der Harmonie eindrucksvoll bewiesen hat, dass sie noch immer zu dem Besten gehört, was dieses Genre zu bieten hat? Ja, Farlowe ist schon 82, Gitarrist Clem Clempson und Bassist Mark Clarke haben zumindest die 70 schon überschritten, aber das hindert sie nicht daran, ein atemberaubendes Feuerwerk abzufeuern, mit ebenso starken wie komplexen Songs, herausragenden Soli und einer Spielfreude, die ihresgleichen sucht. Und auch wenn die Band in den vergangenen Jahren herbe Verluste verkraften musste, zeigt sie sich in Bonn doch so stark wie eh und je.

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Frank Dupree Trio: Zwischen Himmel und Hölle

Es gibt Musik, die Türen öffnet. Musik, die neue Bezüge herstellt, neue Erfahrungen ermöglicht und neue Wege beschreitet, die das Publikum aber gleichzeitig in ihren Bann zieht und in dieses bisher unbekannte Universum aus Ton und Klang führt. Große Kunst, so wie die des Frank Dupree Trios, das im Rahmen des Schumannfests jetzt in der Harmonie zu Gast war und den Balanceakt zwischen Jazz und Klassik auf ganz eigene Art und Weise wagte. Himmlisch, so ließe sich das Konzert beschreiben. Schade nur, dass man dafür zuvor durch die Hölle gehen musste.

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„Aufstieg & Fall der Stadt Mahagonny“: Nach uns die Sintflut

Alles ist erlaubt in Mahagonny. Die goldene Metropole des ultraliberalen Kapitalismus, in der jedes Bedürfnis befriedigt wird, so lange man es nur bezahlen kann, ist ein Sündenpfuhl ohne Regeln und der feuchte Traum eines jeden vergnügungssüchtigen Egoisten, in dem man sich hemmungslos der Völlerei hingeben kann, der Lust und der Gewalt. Eine aktuelle Gesellschaftskritik mit dieser urbanen Dystopie von Bertolt Brecht und Kurt Weill zu verknüpfen, ist angesichts zunehmender extremistischer Tendenzen ein Leichtes – doch Regisseur Volker Lösch geht in seiner Inszenierung in der Bonner Oper noch einen Schritt weiter, indem er Parallelen zwischen „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und der Flutkatastrophe an der Ahr zieht. Ein Vergleich, der nicht nur hinkt, sondern kategorisch stolpert, vor allem da Lösch zu konkret wird. Und zu persönlich.

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Helge Schneider: Katzenmusik vom Blödel-Jazzer

Ein bisschen Spaß muss sein. Irgendwie muss man ja mit all den Krisen klarkommen, die derzeit die Welt erschüttern, und gerade jetzt, gut ein Jahr nach der Flutkatastrophe an der Ahr und der wachsenden Realisierung, dass der Wiederaufbau noch sehr lange dauern könnte, ist diese Herausforderung immens. Also ist Starthilfe gefragt, um den Krisenmodus zumindest für ein Wochenende hinter sich lassen zu können, und wer könnte den Ernst des Alltags besser dekonstruieren als Helge Schneider, der Virtuose des Unsinns und König des spontanen Klamauks? Im Rahmen des Benefiz-Wochenendes „WeAhrFamily 2022“ steht der 67-jährige Blödel-Jazzer im Kurpark von Bad Breisig auf einer Open-Air-Bühne und macht dem unbeständigen Wetter zum Trotz das, was er am besten kann, nämlich Quatsch. Und Musik. Gute Musik.

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Urban Priol: Infiniter Krisenmodus

Immer schön langsam mit den jungen Pferden. Nur nicht hetzen – Lösungen fallen nicht einfach so vom Himmel. Und schließlich muss man ja auf viele Randgruppen Rücksicht nehmen. Zumindest, sofern sie wählen dürfen und laut genug tönen, um die Politiker in ihrer Lethargie aufzurütteln und ihnen Forderungen zu stellen. Etwa wenn es um Maskenpflicht in Flugzeugen (gestrichen), in Fernverkehrszügen (verpflichtend) oder in Regionalbahnen (mal so, mal so) geht. Was für ein Hin und Her, es ist zum Haare raufen. Urban Priol kann davon ein Liedchen singen. Doch zum Schutz seines Hauptes leiser werden kommt für den Ehrenpreisträger des Prix Pantheon 2022 nicht in Frage.

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„Handmade“: Eigenwillige Handarbeit

Keine Tricks, keine Technik, alles echt und handgemacht: Mit diesem Motto wirbt die neue GOP-Show „Handmade“ für ihre ganz eigene Mischung aus abstrusem Klamauk, leidenschaftlicher Musik und innovativer Artistik. Nichts aus der Konserve, alles frisch zubereitet, exklusiv für das Varieté, so wie man das normalerweise auch erwartet. Klingt gut. Ist es auch – insbesondere dann, wenn ein Schweizer Duo Hand anlegt und ihren Nummern einen ganz besonderen, einzigartigen Touch verleiht. Jetzt ist das Programm in Bonn zu sehen.

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Axel Prahl: Mehr als nur Meer

Es ist ein Abend der Jubiläen: Vor 20 Jahren begannen die Planungen für die erste Spielzeit von „Quatsch keine Oper“ in Bonn, im selben Jahr, in dem das „Tatort“-Ermittler-Duo Thiel und Börne in Münster ihren ersten Fall bearbeiteten und zu Publikums-Lieblingen wurden. Und vor zehn Jahren – oder etwas mehr, wer nimmt es seit Corona mit solchen Daten schon zu genau – trat Axel Prahl erstmals mit seinem Insel-Orchester auf und machte aus einer Schnapsidee sein zweites Standbein. Jetzt ist der 62-jährige Schauspieler erneut zu Gast in der Bundesstadt, mit dem Besten aus seinem ersten und dem Meisten aus seinem zweiten Album, mit Shanty und Tango, mit Rock und Liedermachertum, mit Märchen und Moritaten und mit allerlei norddeutsch knarzendem Charme.

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Daniel Karlsson Trio: „Wir sind uns oft selbst voraus“

Improvisation als Basis einer Komposition: Im Jazz ist das nicht unüblich. Dass dieser Schöpfungsprozess allerdings auf der Bühne stattfindet, live und ungeschnitten, ist selbst in den experimentierfreudigsten musikalischen Spielarten eine Seltenheit. Daniel Karlsson jedoch zieht gerade aus diesem besonderen Spannungsfeld zwischen einem neugierigen Publikum und einem ebenso wendigen wie mutigen Trio seine Kraft. „Wir versuchen immer, uns selbst voraus zu sein“, gesteht der schwedische Pianist in der Harmonie. „Oft spielen wir deswegen Stücke, die bislang noch gar nicht existieren, zumindest nicht auf einem Album.“ Stücke, die noch in der Entwicklung begriffen sind, unkodifiziert und somit amorph, fluide, formbar. Um diese Freiheit auszukosten, bedarf es allerdings dreier Musiker, die sich blind verstehen – und Zuhörern, die sich auf diesen Findungsprozess einlassen.

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Robbie Williams: Mister Fantastic

Größe ist oft nur eine Frage der Perspektive. Rund 25.000 Menschen haben sich an diesem Dienstagabend auf der Hofgartenwiese versammelt, eine gigantische Menge für ein Konzert in Bonn – für Robbie Williams, einen der erfolgreichsten Entertainer seiner Zeit, sind das allerdings geradezu überschaubare, heimelige Dimensionen. Erst vor einigen Tagen hat er auf dem Messegelände in München vor rekordverdächtigen 90.000 gespielt, so wie sich das für einen Superstar seines Formats gehört, und einst stand er sogar auf noch größeren Bühnen. Zwar liegen die größten Erfolge seit fast 20 Jahren hinter ihm, als Robbie mit „I've been expecting you“, „Swing when you're winning“ und „Escapology“ ein geniales Album nach dem nächsten veröffentlichte, doch sein Status als Pop-Legende ist immer noch ungebrochen, seine Fan-Basis riesig, der Andrang immens. Das ist nicht selbstverständlich, und der 48-Jährige weiß das. Auch wenn der Auftritt in der Beethovenstadt im Vergleich zu dem in München nur eine kleine Nummer sein mag, gibt Robbie aus genau diesem Grund knapp zwei Stunden lang alles, rockt und tanzt, strahlt und leidet, sich am Jubel der Menge ergötzend und zugleich immer wieder um Anerkennung bettelnd. Beides bekommt er. Und zwar zu Recht.

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Kraftwerk: Die Mensch-Maschinen

Die Roboter kommen. Sie sind an diesem Abend die zentralen Akteure, sie, die Avatare der wohl wirkmächtigsten Pioniere elektronischer Musik, ikonisch in roten Oberteilen und blauen Hosen. Während die menschlichen Körper von Kraftwerk nahezu regungslos auf ihren ikonischen Keyboard-Podesten verharren und sich als Mensch-Maschinen ganz der Symbiose von Kunst und Künstlichkeit verschrieben haben, sind ihre Alter Egos auf der gigantischen Projektionsfläche in ihrem Rücken etwas bewegungsfreudiger. Und doch sind auch sie nur Rädchen im Getriebe einer bis ins kleinste Detail durchkonzipierten und optimierten Show in 3D, die auf dem Hofgarten 25.000 Besucher für rund zwei Stunden völlig in ihren Bann zieht.

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Fanta 4: Schnelldurchlauf durch 30 Jahre Hip Hop

Das Chaos ist ausgeblieben. Zumindest am Freitag. In der Bonner Innenstadt droht an diesem Wochenende nicht zuletzt wegen der Hofgartenkonzerte Ausnahmezustand – aber beim Eröffnungsabend war die Situation noch recht entspannt, und für die rund 14.000 Menschen, die sich vor der Bühne und in Richtung des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses versammelt haben, ist die Show der Fantastischen Vier den Preis ohnehin wert. Immerhin bilden Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon seit mehr als 30 Jahren DIE Institution in Sachen deutscher Hip Hop, und ihre Leidenschaft und ihr Händchen für die eigene Inszenierung hat das Quartett in all der Zeit nicht verloren. „Nun, da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt“, wie es im Intro zu „MfG“ gleich zu Beginn heißt, legen die Fantas los. Und alles wird gut. Bis zu einem Unglück während der Zugaben.

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Prix Pantheon 2022: Starke Frauen

Männer sind eigentlich arm dran, findet Stefanie Sargnagel. Oder zumindest manche Teile von ihnen. Vor allem die Hoden erinnern die frisch gekürte Jurypreisträgerin des Prix Pantheon 2022 an „schutzbedürftige alte Pflaumen“, mit denen man nicht zu hart ins Gericht gehen darf. Immerhin. Diese Worte des Mitleids sind allerdings Ausnahmen bei dem renommierten 28. Kabarett-Wettbewerb – denn in diesem Jahr setzen die Frauen die Themen. Und die sind abseits des männlichen Gemächts eher an anderer Stelle zu finden. Ja, auch am weiblichen Körper, zumindest zum Teil, denn die eigenen Reize wissen einige der Teilnehmerinnen durchaus zu schätzen. Vor allem aber geht es ihnen um Sexismus in der Fahrschule und um feministische Lösungen, um die Überhöhung von Vätern und die Benachteiligung von Müttern, um vermeintliche Vorbilder aus Disney-Filmen, um die Libido und um Helene Fischer. Wichtige, aber auch überaus unterhaltsame Debattenbeiträge; und die von Sargnagel sind – jenseits von Pflaumenbildern – die mit Abstand geschliffensten, analytischsten und bissigsten.

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Jan Delay: Heißer Scheiß

Deutschland muss sparen, heißt es aus der Politik, neuerdings vor allem beim Heizen. Mit gesenkten Thermostaten geht es gegen Putin, das wird man ja wohl noch aushalten. Mit Jan Delay ist das kein Problem: Wo immer der 46-Jährige zusammen mit seiner Band Disco No. 1 aufspielt, steigen die Temperaturen ganz von allein. So jetzt auch im Palladium in Köln, wo der „Beginner“ das Publikum innerhalb von Sekunden zum Schwitzen bringt. „Es ist heiß, es ist sehr sehr heiß“, sagt Delay gleich zu Anfang, während er mit Karacho mitten in die Hits seines aktuellen Albums „Earth, Wind & Feiern“ brettert – und dann genüsslich den Nachbrenner zündet.

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„Maria Stuart“: Königsdrama im Anarcho-Modus

Als Königin hat man es nicht leicht. Die eigene Person muss zurückstehen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zählen nichts im Vergleich zum Amt, das alles andere diktiert. Immer diese Erwartungen, immer diese Fremdbestimmung; wo bleibt der Punk, wenn man ihn mal braucht? Im Euro Theater wabert dieses Aufbegehren gegen die Norm derzeit auf jeden Fall immer wieder über die Bühne, während Daniel Breitfelder, Johannes Brüssau und Sebastian Kreyer als Produktionsbüro Petra P sich mit allen Mitteln der Kunst an „Maria Stuart“ abarbeiten und das Schiller-Drama mit anarchischem Humor als Ausgangspunkt für eine überaus schräge Genderdebatte nutzen.

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Jürgen von der Lippe: Von Flatulenzen und Dönerfeen

Er hat sich kaum verändert: Das Hawaiihemd spannt vielleicht ein bisschen mehr als früher und die Haare sind etwas grauer, aber ansonsten erscheint Jürgen von der Lippe so, wie man ihn schon immer oder zumindest seit seiner „Geld oder Liebe“-Zeit kennt, mit diesem verschmitzten Grinsen, das aus dem Vollbart hervorlugt, dieser diebischen Freude über jede gelungene Pointe und dem Talent, immer wieder am Rand der Peinlichkeit zu balancieren und doch nicht zu fallen. Im nahezu ausverkauften Brückenforum wechselt der 74-Jährige mühelos zwischen Zoten und Infotainment, zwischen deftigem und niveauvollem Spaß – und hat das Publikum mit dieser Mischung meisterhaft im Griff.

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Roland Kaiser: Oh, du schöne Schlagerwelt

Der KunstRasen ist voll. Richtig voll. Rund 10.000 Menschen sind an diesem letzten Konzerttag der Open-Air-Saison in die Bonner Rheinauen gekommen – einen derartigen Andrang hat es zuletzt bei Sting gegeben. Und jetzt eben bei Roland Kaiser. Der Grandseigneur des deutschen Schlagers schafft es irgendwie immer wieder aufs Neue, die Säle und Plätze zu füllen und die Massen zu vereinen. Bei ihm sind sie alle vertreten, die Seniorinnen und Senioren, die Familienväter und -mütter, die Studierenden, die Jugendlichen, alle mit nur einem Ziel vor Augen: Kaisermania. Zweieinhalb Stunden, in denen die Welt noch in Ordnung ist, in denen man das Gehirn auf Durchzug schaltet und sich zu schwülstigen, schmalzigen Retortenliedern im Takt wiegt. Wer das nicht kann, ist an diesem sonnigen Abend am falschen Ort. Selber schuld, dürften die Fans wahrscheinlich sagen; an der Musik wird es auf jeden Fall nicht liegen, denn so viele Menschen können nicht irren. Oder doch?

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Wincent Weiss: Irgendwas mit W

Sommer, Sonne, Sonnenschein und Wincent Weiss: Für die vorwiegend weiblichen Besucher des KunstRasens braucht es nicht mehr für einen schönen Abend. Eingängige Melodien, wahlweise Oh-oh-oh-Mitsingpassagen oder alternativ schlichte Reime, Lieder über die Liebe und das Leben, ist doch alles wunderbar. Und all das von einem sympathischen, nahbaren, authentischen Künstler, der vor allem mit den Songs seines aktuellen Albums "vielleicht irgendwann" mehr als nur unterhalten möchte, der eine Botschaft hat - und das Charisma, um sie zu verbreiten.

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Sarah Connor: Abschied vom Virus

Besser spät als nie: Mit einem Jahr Verspätung ist Sarah Connor erneut auf den Bonner KunstRasen gekommen, um von ihren Sorgen und von ihren Freuden zu singen, von Liebe und Schmerz und Kummer und Glückseligkeit - und um endlich Abschied zu nehmen von der Pandemie. "Bye, Bye“, trällert die 42-Jährige in Richtung des Corona-Virus, und das Publikum kann diese Aussage nur bestätigen. Die vergangenen zwei Jahre haben die deutsche Pop-Queen zurückgehalten, die sich auf Bühne und Catwalk mit Herzchen-Sonnenbrille, Beyonce-Kostüm und minutiöser Choreographie mehr denn je als Diva generiert; doch aufgeschoben ist auch für sie nicht aufgehoben.

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The BossHoss: Party-Rock aus dem Wilden Westen

Am Ende wird selbst auf der Bühne gefeiert. 30 bis 40 Damen aus dem Publikum haben The BossHoss für die Zugaben bei ihrem Konzert auf dem Bonner KunstRasen spontan ausgewählt, um zu ihnen zu kommen und ein bisschen zu tanzen, dicht gedrängt zwischen  Alec „Boss Burns“ Völkel, Sascha „Hoss Power“ Vollmer, zwischen Mundharmonika-Spieler Malcolm „Hank Williamson“ Arison und den Mitgliedern der Tijuana-Wonderbrass-Bläsersektion in ihren Luchador-Masken. Wenn schon Party, dann bitte richtig, bis zum Exzess und darüber hinaus, und zwar bis zur letzten Sekunde. Darauf verstehen sich The BossHoss mit ihrem mitunter sehr klischeebeladenen, aber doch meistens überaus unterhaltsamen Cowboy-Rock meisterhaft – und das Publikum liebt sie dafür. An diesem Abend spielt Corona wirklich keine Rolle mehr, ist wieder alles möglich, euphorisches Mitsingen, ein Bad in der Menge für Boss Burns und eben die Einladung an die Ladys. Warum? Weil es einfach Spaß macht. Und das ist bei The BossHoss die Hauptsache.

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The Simple Minds: Das Beste einer Dekade

„Don't You (Forget About Me)“ – wie könnte man auch. Nicht nach diesem Auftritt, dem inzwischen dritten auf dem Bonner KunstRasen in den vergangenen zehn Jahren. Die Simple Minds um Frontmann Jim Kerr sind auch nach fast 45 Jahren auf der Bühne ein Erlebnis, ihre einzigartige Mischung aus New Wave, Art-Rock und Elektro-Pop ein Sound der 80er, der trotzdem auch heute noch hervorragend funktioniert. Jetzt sind sie im Rahmen ihrer „40 Years of Hits“-Tour endlich wieder in den Rheinauen gewesen und ließen den wichtigsten Teil ihrer bisherigen Erfolgsgeschichte Revue passieren, während sie gleichzeitig einen kurzen Blick nach vorne wagten, auf das kommende 18. Studioalbum „Direction of the Heart“, das im Oktober erscheinen soll und aus dem die Band zwei ganz besondere Stücke spielte. Eines für die Vergangenheit. Und eines für die Zukunft.

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Varietéspektakel: Eine Show mit vielen Abers

Im „Café des Artistes“ ist alles möglich. Na gut, vieles. Mal verbiegt sich eine junge Frau balancierend auf einem Stehtisch, dann wieder sucht ein Sprechkünstler die Poesie beim Toilettengang; mal erzählt schlichtes Schattentheater eine Geschichte mit extrem dünner Handlung, dann wieder begeistert ein Cyr-Artist mit einer technisch perfekten Choreographie auf höchstem Niveau; und mal zeigt ein sich verrenkender Magier recht kleinteilige Tricks, bevor ein Duo mit einer Katapultwippe unters Hallendach geschleudert wird. Die aktuelle Ausgabe des Varietéspektakels, das traditionsgemäß nach der Sommerpause die neue Pantheon-Spielzeit einläutet, erweist sich bei der Premiere als artistische Wundertüte mit einigen Überraschungen – und mit verschenktem Potenzial.

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Sting: Ein Hit nach dem anderen

Was lange währt, wird endlich gut – getreu dieses Mottos sind am vergangenen Sonntag mehr als 9000 Menschen auf den KunstRasen gekommen, um den Auftritt von Sting in der Gronau zu erleben. Dreimal musste das Konzert des legendären Sängers und Bassisten in den vergangenen Jahren verschoben werden, wegen einer Halsinfektion und wegen Corona, und als im April sowohl in Oberhausen als auch in Köln weitere Absagen wegen positiver Covid-Fälle folgten, war die Sorge der Fans groß, dass auch der Termin in Bonn wackeln könnte. Tat er aber nicht. Vielmehr erklomm Sting nur mit ein paar Minuten Verspätung die Bühne, stilecht mit gestreiftem Shirt und gelber Lederjacke, und legte los. Und zwar nicht etwa mit den Stücken seines neuen Albums „The Bridge“, sondern mit „Police“-Klassikern und den großen Hits seiner Solojahre, die das Publikum von ihm erwartet: „Message in a Bottle“, „Englishman in New York“, „Every Little Thing She Does Is Magic“, ein berühmter Titel nach dem anderen, sehr zur Freude der Fans.

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FolkPicknick: Zwischen Regen und Sonnenschein

olk-Fans sind wetterfest. Diese Beobachtung ist die erste Lehre des FolkPicknicks, das am vergangenen Samstag auf dem KunstRasen-Gelände in der Gronau Premiere gefeiert hat. Die zweite: Als Folk gilt vieles, selbst Rock. Und die dritte: Mit Live-Musik geht alles besser, ohne Musik dagegen nichts. Klingt banal, fasst die Veranstaltung, die der KunstRasen-Verein ins Leben gerufen hat, aber gut zusammen. Denn immer wenn eine Band auf der improvisierten Bühne des VIP-Bereichs aufspielte, waren alle Sorgen vergessen, die Menschen entspannt und das unbeständige Wetter nur noch halb so irritierend. Was längst nicht selbstverständlich war.

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„Neo“: Lobhudelei auf die Bundesstadt

Alles neu, alles super: Die GOP-Show „Neo“ verspricht schon im Namen nicht weniger als artistische Innovationen auf höchstem Niveau und Nummern, die man so noch nie zuvor gesehen hat. Kennt man ja; dererlei Superlative werden in Pressemitteilungen immer wieder gerne bemüht. Doch in diesem Fall sind das keine leeren Versprechungen. Was einige der auftretenden Künstler, die jetzt bis zum September in Bonn gastieren, auf die Bühne bringen, ist tatsächlich atemberaubend, kreativ und weltweit einzigartig, ein herrliches Spektakel, das Maßstäbe setzen kann. Wenn nur der Rahmen stimmen würde. Denn ausgerechnet diese herausragenden Leistungen sind in das steife Korsett eines klassischen Nummern-Varietés gequetscht worden, mit langatmigen Moderationen, die keinen echten Spannungsaufbau ermöglichen und den Akrobaten nicht wirklich gerecht werden.

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Nico Santos: Ein Star zum Anfassen

Ein Bad in der Menge muss schon sein: Gegen Ende seines Konzerts auf dem KunstRasen hat es Pop-Sänger Nico Santos auf der Bühne einfach nicht mehr ausgehalten. Der sympathische Musiker hat immer wieder den Kontakt zum Publikum gesucht, hat mit den rund 2500 meist jugendlichen Fans kommuniziert und interagiert, doch bei seinem Hit „Rooftop“ will er mehr machen, klettert kurzerhand zunächst in den Bühnengraben und dann weiter, bis auf Tuchfühlung. Der 29-Jährige, der ausgerechnet während der Corona-Krise seinen Durchbruch als Solo-Künstler feierte, will den Menschen eben nah sein und ihnen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Mit seiner Gute-Laune-Musik zwischen Singer-Songwriting, Pop und Latin gelingt das erstaunlich gut, vor allem da diese zwar gefällig, aber nicht beliebig ist.

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Deep Purple: Classic Rock vom Feinsten

Deep Purple lassen sich nicht aufhalten. Schon gar nicht vom Alter. Vielleicht braucht Ian Gillans Stimme ein bisschen Anlauf, um wieder so kraftvoll zu klingen wie vor 50 Jahren, damals, als die Band allen Widrigkeiten zum Trotz in Montreux das Kult-Album „Machine Head“ samt dem Superhit „Smoke On The Water“ aufnahm, aber rocken kann der Mann auch mit angezogener Handbremse - und die löst sich spätestens bei "Lazy". Der Rest der Band ist sogar noch etwas früher auf Betriebstemperatur. Somit beweisen die Veteranen auf dem KunstRasen eindrucksvoll, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören – und dass sie Musik immer noch besser schmieden können als viele andere, die ihnen nachzueifern versuchen.

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Iron Maiden: Epos mit Samurai und Höllenfürst

„Scream for me“: Dieser Aufforderung kann sich im RheinEnergie-Stadion niemand entziehen. Nicht an diesem Abend, nicht bei diesem Konzert. Wenn Bruce Dickinson sich ans Publikum wendet, antworten 38.000 Kehlen mit einem grölenden Schlachtruf, so wie es sich für Iron-Maiden-Fans eben gehört. Die britische Heavy-Metal-Band ist nach mehr als 40 Bühnenjahren schließlich auch kein bisschen leiser geworden. Ganz im Gegenteil: Bei ihrem Auftritt in Köln sind die Glorreichen Sieben (wenn man das Zombie-Maskottchen Eddie mitzählt) in Topform, vor Kraft strotzend und vor Energie vibrierend. Eine epische, perfekt orchestrierte Hymne nach der anderen dröhnt von der opulent ausgestatteten und mehrfach umgebauten Bühne, einen Bogen vom Titelsong des aktuellen Albums „Senjutsu“ bis hin zum Klassiker „Aces High“ schlagend. Also alles bestens. Na ja, fast alles.

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