Anne Haigis: Trio mit Hund

Für Anne Haigis ist die Harmonie so etwas wie ihr zweites Wohnzimmer. Hier fühlt sie sich wohl, hier ist sie zu Hause. Seit ungefähr 20 Jahren wohnt die Vollblutmusikerin in Bonn, so dass jedes Konzert in der Bundesstadt für sie ein Heimspiel ist. Und doch ist dieser Abend ein besonderer: Zum ersten Mal präsentiert sie hier ihr neuestes Projekt „Schön’n Abend noch“, für das sie sich mit Sängerin Susanne Back und Pianistin Stefanie Titus vom Damen-Quartett „Schöne Mannheims“ zusammengetan hat. Gemeinsam haben sie Lebens- und Lieblingslieder gesammelt und arrangiert, Folk-, Rock- und Liedermacher-Nummern, die in ihnen Spuren hinterlassen haben und die nun mit viel Gefühl interpretiert werden. Mit Erfolg, nicht zuletzt dank der unbestreitbaren Energie zwischen den drei Frauen – und dank Haigis’ Hund.

In mehr als einer Hinsicht scheinen Haigis, Back und Titus tatsächlich auf einer Wellenlänge zu liegen, und das nicht nur wegen der hörbaren Verbindung zu ihrer schwäbischen Heimat. Vor allem erstere harmonieren stimmlich hervorragend miteinander, die druckvolle Rockröhre Haigis mit ihrem markanten, rauchigen Organ sowie die kecke Back mit ihrem klaren Sopran – wie gut die beiden zusammen passen, stellen sie insbesondere bei „Alone“ unter Beweis, der bekanntesten Ballade von Heart um die beiden Schwestern Ann und Nancy Wilson. Doch auch Meat Loafs „It’s All Coming Back To Me Now“ und Adeles „Easy On me“ kommen in Duett-Form gut zur Geltung. Dagegen wirkt „Nothing Ever Happens“ von Del Amitri an diesem Abend leider ein bisschen träge.

Natürlich stehen auch ein paar Originale von Anne Haigis auf dem Programm. „Kind der Sterne“ darf natürlich ebenso wenig fehlen wie das Titellied ihres aktuellen Albums „Carry On“ und „No Man’s Land“, jener Nummer, die sie 1990 zusammen mit dem Ex-Rainbow-Keyboarder Tony Carey und dem ehemaligen Animals-Frontmann Eric Burdon aufnahm. Klingt gut – und gefällt nicht nur dem Publikum, sondern offenbar auch dem Hund von Anne Haigis, der ganz entspannt auf die Bühne tapert und sich irgendwann ein freies Plätzchen sucht, um der Musik zu lauschen. Eine gute Entscheidung, wie auch das Publikum findet. Dieses genießt das Konzert sichtlich und bedankt sich am Ende mit herzlichem Applaus für einen wirklich schönen Abend.

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