Pink Punk Pantheon: Närrischer Marathon

Fachkräftemangel und Taubendreck, Ukraine-Krieg und der Angriff Israels auf den Gazastreifen, Steckenpferd-Spiele und Klimakleber: An Ideen hat es dem Ensemble des Pink Pink Pantheon bei den Vorbereitungen auf die 41. Ausgabe der legendären alternativen Karnevalssitzung offensichtlich nicht gemangelt. Ganz im Gegenteil quoll die Inspiration dermaßen über, dass es bei der Premiere am vergangenen Samstag für viereinhalb unterhaltsame Stunden reichte. Vor restlos ausverkauftem Haus spielte sich die Truppe des (fiktiven) 1. FKKVB Rhenania um die beiden ewigen Vereinsvorstände Fritz Litzmann (Rainer Pause) und Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) die Seele aus dem Leib, kommentierte, karikierte und besang jedes Thema, das ihnen unter die Finger kam und bereitete dem Publikum einen abwechslungsreichen, aber auch sehr langen Abend.

Am Grundkonzept des PPP hat sich auch im 41. Jahr nichts geändert. Immer noch wechseln sich Sketche in unterschiedlicher Besetzung mit Musiknummern und der ebenso wirren wie scharfzüngigen Moderation von Fritz und Hermann ab, die derweil die letzten Reste ihres gigantischen Alkoholvorrats vernichten, um bei ihrem Rechenschaftsbericht einmal mehr eine schwarze Null und damit einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren zu können. Und noch immer erweisen sich die beiden kauzigen Herrschaften trotz ihrer chaotischen Ader als die kabarettistischen Zugpferde des Abends, die ihre Finger derart treffsicher in die Wunden der Gesellschaft legen können, dass andere davor nur den Hut ziehen können. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich derweil obskure Reiterspielchen sowie eine eher peinlich-ordinäre Nummer über die vermeintlichen und die nachgewiesenen Sexualdelikte von Rammstein-Sänger Till Lindemann, die sowohl dem Fall (die Ermittlungen wurden aus Ermangelung an Beweisen und Zeugenaussagen eingestellt) als auch dem Mann mehr Raum gibt, als er verdient hat. Andererseits kommt der Auftritt zumindest musikalisch gut an, was ohnehin für viele der Hits gilt, die mit einem neuen Text überaus unterhaltsam wirken. Herauszuheben ist dabei auf jeden Fall die Suche des verklemmten Lothar (Tunç Denizer) nach einer Frau mit Hilfe von Seeeds „Augenbling“ sowie Aischa-Lina Löbberts schmachtendes „Wär ich ein Gläschen Kölsch“ in Richtung von Fritz Litzmann, der zwar gerne an die verschiedenen Kellnerinnen Bützchen verteilt, angesichts dieser Art von Aufmerksamkeit dann aber doch errötet. Herrlich.

Ohnehin bringt das PPP-Ensemble in diesem Jahr einige extrem starke Beiträge auf die Bühne. Großartig etwa das erste Treffen einer Bürgerinitiative, die schon bei der Vorstellungsrunde keinen Konsens erreichen kann, oder die verzweifelte Suche der etablierten Parteien nach jungem Spitzenpersonal. Absolut überragend ist aber Solo von Beate Bohr als verzweifelt nach guten Nachrichten suchende Tagesschau-Sprecherin, die am Ende nur einen drastischen Ausweg findet und damit das wahrscheinlich schwarzhumorigste Stück in der Geschichte des Pink Punk Pantheon realisiert. Gleichzeitig zeigt Bohr damit, dass es mit der richtigen Mimik gar nicht auf viele Worte ankommt. Sondern nur auf die richtigen. Das Publikum feiert aber auch die Rückkehr des Jeck-Päck, die Gospel-Offenbarung des Karnevalsprediger-Chores und den inzwischen traditionellen Auftritt von Fritz Litzmann in Frauenkleidern, diesmal zu Ehren von 200 Jahren Weiberfastnacht. Bleibt nur zu hoffen, dass all diese Nummern auch erhalten bleiben, ist doch nach der Premiere klar, dass das Ensemble wie in jedem Jahr einiges wird kürzen müssen – als Ziel hat es sich eigentlich eine Spielzeit von drei Stunden gesteckt. Das wird schwierig. Dafür dürfte das Ergebnis aber noch einmal stärker sein als die bisherige Version. Mehr kann man vom PPP nicht erwarten.

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