Duo Graceland: Mit Streichern wird vieles besser

Streicher gehen immer. Na gut, fast immer. Egal ob Rock, Pop oder Metal: Ein paar Geigen, Bratschen sowie ein oder zwei Celli sorgen für einen volleren, satten Klang, der ungeheuer beliebt ist. Darauf vertraut auch das Duo Graceland, das ihre Simon-&-Garfunkel-Coversongs bei ihrem Konzert im Pantheon nicht nur mit E-Bass und Schlagzeug, sondern auch mit einem Streichquartett aufzuwerten versucht. Was in den meisten Fällen erstaunlich gut klappt. Sofern das Tempo stimmt.

Wirklich überraschend ist der Ansatz von Thomas Wacker und Thorsten Gary nicht: Große Klangkörper wie das Royal Philharmonic Orchestra oder die Londoner Symphoniker haben sich in der Vergangenheit nur zu gerne dem zeitlosen Werk von Simon & Garfunkel angenähert und die feinen Harmonie-Gesänge des wohl berühmtesten Folk-Pop-Duos entsprechend erweitert. Wie gut das funktioniert, beweisen Wacker und Gary bereits bei dem überragenden „Hazy Shade of Winter“, dem dritten Titel des Programms und dem ersten mit voller Besetzung. Die Streicher, die mit einem Auszug aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ einsteigen, geben der wunderbaren Komposition Volumen und ermöglichen eine sehr viel ausgeprägtere Dynamik, die unter anderem auch „America“ oder das zunächst schwülstige, dann aber schon ausbalancierte Art-Garfunkel-Solo „A Heart in New York“ bereichert. Herrlich – zumindest so lange das Ensemble am Ball bleibt und nicht die Spannung verliert, so wie unter anderem in den langsameren Passagen von „Homeward Bound“ oder dem eigentlich traumhaften „Scarborough Fair“, dessen Strophen zeitweilig zäh wie Kaugummi wirken und nichts mehr von jener Leichtigkeit haben, die das Stück ursprünglich ausgezeichnet hat. Andererseits kann auch die Alternative daneben gehen: Das hektische Schlagzeug-Solo bei „50 Ways To Leave Your Lover“ wirkt völlig fehl am Platz, ebenso wie die vereinzelten schweren Akkorde bei „The Sound of Silence“, die eine Dynamik andeuten, die sogleich wieder in sich zusammenfällt. Ja, das mögen Kleinigkeiten sein. Doch gerade bei diesen Stücken fallen sie schlicht und ergreifend auf.

Trotz dieser gelegentlichen Fehlgriffe (und den gelegentlichen technischen Störungen am Ton) ist das Konzert ein Erfolg. Das Publikum ist begeistert, zumal so manches Stück dank eindrucksvoller Arrangements in neuem Glanz erstrahlt, so wie bei „El Condor Pasa“, das ganz ohne Panflöte ungewohnt, aber deswegen nicht weniger reizvoll ist. Herausragend ist auch der zweistimmige Gesang von Wacker und Gary, der den Vorbildern durchaus gerecht wird, ohne diese aber bis ins letzte Detail zu kopieren. Am Ende gibt es daher zu Recht lang anhaltenden Applaus – und noch die ein oder andere Zugabe.

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