Jazztube: Die ganze Bandbreite des Jazz

Jung und gefühlvoll, versiert und wild, erfahren und traditionell: All diese Attribute treffen auf das Finale des diesjährigen Jazztube-Wettbewerbs im Pantheon statt, und zwar völlig wertfrei. Drei ganz unterschiedliche Bands haben sich durch Konzerte in verschiedenen Bonner U-Bahn-Haltestellen für diesen Abend qualifiziert, indem sie das Publikum begeisterten und zur Abstimmung animierten, jede Band auf ihre Art. Jetzt zeigen sie exemplarisch, was Jazz alles sein kann, von der Musik eines virtuosen Piano-Trios über den fast schon brachialen Groove einer E-Gitarristin und ihrer Kollegen bis hin zu Klassikern des Rythm ‘n‘ Blues aus New Orleans. Und das auf hohem Niveau.

Eher aus dramaturgischen denn aus konzeptionellen Gründen eröffnen die Jüngsten das Tripel-Konzert: The Big Why besteht aus drei Studenten der Hochschule für Musik und Tanz Köln und hat zumindest zu einem Drittel Heimvorteil. Immerhin sitzt Joshua Knauber am Schlagzeug, und der ist trotz seiner Jugend in der lokalen Musikszene kein Unbekannter. Aus dem Teenager, der voller Leidenschaft Joja Wendt bei „Take Five“ begleitet und sich auf der Opernbühne durchaus wohl zu fühlen scheint, ist ein vielseitiger, gefühlvoller und überaus kreativer Drummer geworden, der die feinen, lyrischen Melodien des Pianisten Nicholas Von Der Nahmer geschickt akzentuiert, während Bassist Emil Buchholtz sein Instrument gleichzeitig pulsieren und singen lässt. Ein starker Einstand.

Auf ebenfalls hohem Niveau macht Christina Zurhausen weiter. Die 42-Jährige ist ebenso wie Yoshi Knauber eine Wiederholungstäterin bei der Jazztube – damit enden dann aber auch die Ähnlichkeiten. Wo The Big Why linear bleiben und die Melodie in den Mittelpunkt stellen, setzt Zurhausen auf Stimmungen und Klänge, vor allem solche, die sie aus Punk und Rock entlehnt hat. Dementsprechend laut wird es, mit Verzerrern im Dauereinsatz, während die Gitarristin zusammen mit Dario Schattel (Bass) und Ramoni Keck (Schlagzeug) über rhythmisch komplexen Phrasen improvisiert und mitunter ganze Klanggewitter auftürmt. Leichte Kost ist das nicht. Aber spannend.

Weitaus gefälliger ist der Abschluss mit Dr. B’s Blues Dropuots um den Bonner Pianisten und Sänger Christian Bobbert. Das Quintett widmet sich dem echten, alten, ursprünglichen Rhythmn ‘n‘ Blues aus den 40er Jahren, der Musik von Big Joe Turner, Fats Domino T-Bone Walker und Dr. John, spielt dies aber mit einer erfreulichen Spritzigkeit und vor allem herrlich entspannt. Hektik hat hier keinen Platz, selbst bei den etwas schnelleren Nummern, und so kann der Jazztube-Abend auf genau die richtige Art und Weise ausklingen und dem beliebten Format von Initiator Thomas Kimmerle einen weiteren Höhepunkt zugestehen. Und nächstes Jahr? Geht es weiter, wie sowohl Kimmerle als auch SWB-Geschäftsführerin Anja Wenmakers als Vertreterin des Hauptsponsors versprechen. Gute Entscheidung.

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