Maybebop: Keine Stimmen aus dem Netz

Musik mit Hilfe von KI? Das kommt für Maybebop nicht in Frage. Das a-cappella-Quartett, das jetzt im Pantheon zu Gast war, lässt in ihrem aktuellen Programm „Muss man mögen“ zu Anfang zwar digitale Avatare auf der Bühne erscheinen, weist diese aber schnell in die Schranken. Echte Stimmen sind eben besser. Ohnehin stehen Christoph, Jan, Lukas und Oliver so manchen gesellschaftlichen Entwicklungen in und außerhalb der digitalen Sphäre skeptisch gegenüber und erweisen sich dabei als so stark wie nie.

Sie kritisieren – mit Hilfe der eigenen Smartphones – den Einfluss von Influencern, warnen vor den Folgen ungezügelten Konsums und singen gegen das Mantra des ewigen Wachstums an. Die mit Abstand beeindruckendste Nummer ist allerdings ihre Vertonung von Fontanes Gedicht „John Maynard“, mit der Maybebop nicht nur an ihre berühmte Version des „Erlkönigs“ anknüpft, sondern musikalisch darüber hinausgeht. Was die Vier hier schaffen, ist a-cappella auf allerhöchstem Niveau, ungeheuer komplex und trotzdem berührend.

Natürlich gehen Maybebop auch wieder auf das Publikum zu, bitten es zum Volkslied-Quiz, fordern zum Mitsingen auf und lassen den Bonn-Voice-Tenor Jan sogar bei „Kleiner grauer Falter“ die Melodie singen, was diesem hervorragend gelingt. A propos Bonn Voice: Der Chor ist offenbar mit einer großen Abordnung zum Maybebop-Konzert gekommen, was man bei den Mitmach-Passagen deutlich hört. So volltönend können Maybebop selbst mit Hilfe der ausgefeilten Tontechnik nicht klingen. Live ist einfach besser.

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