Wir hatten was mit Björn: Flotter Vierer

Björn ist abgehakt. Geschichte. Nur noch im Perfekt relevant. Stattdessen haben Sängerin Maika Küster, Posaunistin Maria Trautmann, Bassistin Caris Hermes und Drummer Lukas Joachim neue Liebeleien entwickelt, denen sie sich als das Jazz-Quartett „Wir hatten was mit Björn“ (der beste Bandname seit den U-Bahnkontrolleuren in tiefgefrorenen Frauenkleidern) kollektiv hingeben. Da verschmelzen Pop-Phrasen mit technoiden Berghain-Beats und Balkan-Grooves, Ambient-Klangflächen mit fast schon arabisch anmutenden Haltetönen und mit skandinavischen Neo-Jazz zu einer Melange, die ebenso eigenwillig wie einzigartig ist. Im Rahmen des Beethovenfests sind die Bochumer nun in die Post Tower Lounge gekommen – und nimmt sich Zeit für mehr als einen Quickie.

Küster und Trautmann, beide Absolventinnen der Folkwang Universität der Künste in Essen, sind seit mehr als zehn Jahren auf musikalischer Ebene verbunden und schreiben sich gegenseitig ihre Stücke auf die Leiber. Sie sind vertraut miteinander, verstehen sich blind und lassen der jeweils anderen den Raum, den sie benötigt. Und so schwebt feiner Soprangesang (der lediglich bei tiefen Lagen an seine Grenzen stößt) über den harmonischen Wassern, nur um dann Platz zu machen für getragene Posaunentöne. Dabei wird beides nie zum Selbstzweck, sondern fügt sich in die Gesamtatmosphäre ein, die mitunter zwar ein wenig spröde oder auch verloren klingt, aber mindestens ebenso häufig weich und harmonisch wird, so wie man es von einem derart facettenreichen Programm erwarten kann. Das Publikum in der nahezu ausverkauften Lounge ist denn auch recht angetan und stört sich überhaupt nicht daran, dass „Wir hatten was mit Björn“ den ursprünglich geplanten Rahmen von 60 Minuten mühelos sprengen. Am Ende sind es eher anderthalb Stunden, in denen dieser flotte Vierer immer wieder neue Stellungen ausprobiert und beweist, dass alle Beteiligten längst über Björn hinweg sind und ihn nur noch als rudimentäre Verknüpfung im Sinn behalten. Musen sind inzwischen andere geworden. Ist auch besser so.

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