The Prince Experience: Pantheon im Purpurregen

Die Besetzung änderte sich, der Name aber blieb: Mehr als 25 Jahre lang war Prince, der widerspenstige und wandlungsfähige Thronfolger des Funk, mit seiner New Power Generation (NPG) unterwegs, einer ständig fluktuierenden Live-Band, die sich den Wünschen und Bedürfnissen ihres Bosses unterordnete und doch auf durchgehend hohem Niveau eine unverzichtbare Konstante im Leben des exzentrischen Pop-Stars war. Für zwei einzigartige Konzerte sind nun einige Mitglieder der NPG und andere Weggefährten von Prince ins Pantheon gekommen, wo sie zusammen mit der WDR Big Band unter der Leitung von Vince Mendoza dem legendären Musiker Tribut zollten. Mit Funk vom Feinsten, groovendem Jazz – und ganz viel Energie.

Die Musik von Prince verlangt geradezu nach einer großen Band; nicht ohne Grund trat er in den letzten Jahren seines Lebens sowohl mit der NPG als auch mit einer elfköpfigen Bläser-Combo auf. Für die WDR Big Band war dies ideal, zumal sie mit ihrem „Composer in Residence“ und Erstem Gastdirigenten Vince Mendoza einen begnadeten Arrangeur an ihrer Seite hatte, der unter anderem schon für Björk, Chaka Khan, Joni Mitchell und Robbie Williams arbeitete. Seine Bearbeitungen von Prince-Hits wie „Purple Rain“ oder „1999“ wirkten denn auch, als hätten die Stücke schon immer so geklungen. Die größten Unterschiede steuerten denn auch die Gastmusiker bei, die in einer bemerkenswerten Gratwanderung ihre eigenen Interpretationen von Prince-Meisterwerken darboten, ohne sich zu weit vom Original zu entfernen. Drummer Kirk Johnson und der Perkussionist Luis Ribeiro hielten die Stücke dabei kongenial zusammen, während Keyboarder Ricky Peterson eher Klangteppiche wob, statt wie Gitarrist Mike Scott bei Gelegenheit in fantastische Soli abzutauchen – letzterer brillierte etwa bei „Purple Rain“, wobei er gar nicht erst versuchte, Prince zu kopieren, sondern vielmehr seine eigene eindringliche Botschaft aus den Saiten fließen ließ. Ähnlich agierten Sängerin Liv Warfield und ihr Kollege St. Paul Peterson, der bereits in den 80ern Keyboarder und Frontmann der Prince-Bands The Time und The Family war und in dieser Phase als Erster „Nothing Compares 2 U“ sang, jene Ballade, mit der Sinéad O’Connor einige Jahre später Weltruhm erlangen sollte. Dieser Titel erklang natürlich auch im Pantheon – und zwar mit einer durchaus ungewohnten, aber doch faszinierenden Phrasierung.

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Am eindrucksvollsten war allerdings Cassandra O’Neal, vor allem wenn sie von den Keyboards zurücktrat und zum Mikrofon griff. Herrlich sensibel ihre Version von „Sometimes It Snows In April“, atemberaubend dann ihr kraftvolles „Kiss“, so voller Feuer und Flamme, dass es jedem die Sprache verschlug. Und die WDR Big Band? War wie gewohnt rasant, prägnant und brillant. Scharfe Bläsereinwürfe sorgten für Volumen, zahlreiche Soli für Euphorie bei dem zwischenzeitlich tanzenden Publikum. Bei der eher unbekannten Instrumentalnummer „Venus de Milo“ aus dem zweiten Prince-Film „Under The Cherry Moon“ begeisterte Flügelhornspieler Ruud Breuls mit samtigem Spiel, bei „Love Bizarre“ – ausnahmsweise ohne die Kölner – erwies sich Tenor-Saxofonist Paul Heller als Meister des Funk, und in insgesamt vier Stücken ergänzte dessen Kollege Johan Hoerlen den dichten Sound der Gäste. Das war ganz großes Kino. Und wirklich Funk vom Feinsten.

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